NATIONAL GEOGRAPHIC SPECIAL

EUROPÄISCHE EROBERER

nutzte Hannibal wie moderne Panzer, die mit ihrer schieren Masse die feindlichen Linien durchbra- chen. Der römische Historiker Livius schrieb: „An der Spitze der Kolonne gingen Kavallerie und Ele- fanten. Hannibal selbst bildete mit den besten Fuß- soldaten das Schlusslicht und blieb wachsam für alle Eventualitäten.“ Hannibals Invasion traf die Römer unvermittelt. 216 v. Chr. fügte er ihnen in der Schlacht von Can- nae eine empfindliche Niederlage zu: Er ließ seine sichelförmig aufgestellten Fußsoldaten zunächst systematisch zurückweichen. Die römischen Legio- näre rückten auf, doch Hannibals Truppen stießen an den Flanken vor und kesselten den Feind ein. Das vernichtende Manöver gilt in der Militärgeschichte als Paradebeispiel einer Umfassungsschlacht. BIS ZUM BITTEREN ENDE Hannibals Strategie war nun, die italienischen Ver- bündeten Roms zu demoralisieren und auf seine Seite zu ziehen. In Süditalien, wo seine Armee mehr als zwölf Jahre ausharrte, gelang das zum Teil. Doch am Ende bezwang ein ebenso kühner Feldherr aus Italien den großen Hannibal: Publius Cornelius Sci- pio Africanus. Scipio griff zunächst in Spanien und dann in Nord- afrika an, damit Hannibal zurückeilen musste, um seine Hauptstadt zu verteidigen. Die beiden trafen 202 v. Chr. in der Schlacht von Zama aufeinander . Hannibal unterlag und verlor den Krieg. Karthago trat alle Gebiete außerhalb Afrikas an Rom ab und löste seine Armee auf. Den Rest seines Lebens verbrachte Hannibal im Exil am Mittelmeer. Er blieb seinem Blutschwur treu, sich den Römern niemals zu unterwerfen. Diese hat- ten ihn 183 v. Chr. in der Festung von Libyssa in der heutigen Türkei umzingelt. Anstatt sich zu ergeben, griff Hannibal zu Gift – und beging Selbstmord. ◆ LINKS: Der Majolika-Teller mit dem Antlitz eines Kriegers zeigt vermutlich Scipio Africanus. RECHTE SEITE: Bei Kar- thago sind bis heute imposante römische Ruinen zu sehen.

ZEITGENOSSEN Scipio Africanus,

Hannibals Bezwinger

D er Feldherr, der zu Hannibals größtem Feind wurde, kam 236 v. Chr. in einer römischen Patrizierfamilie als Publius Cor- nelius Scipio zur Welt. Vater, Großvater und Urgroßvater hatten als Konsuln das höchste gewählte Amt der Republik bekleidet. Erst- mals erwähnte ihn der Geschichtsschreiber Livius, der berichtet, wie der junge Scipio 218 v. Chr. seinen verwundeten Vater während einer Schlacht am Fluss Ticinus rettete. Als der Vater schließlich im Zweiten Punischen Krieg 212 v. Chr. ums Leben kam, übernahm Scipio die militärische Führung. Er war ein brillanter Taktiker, und auf eine Reihe von Erfolgen in Hispanien folgte der endgültige Sieg über Hannibal in Nordafrika – ein Triumph, der ihm den Beinamen „Africanus“ einbrachte.

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DENKER, HERRSCHER, MACHER

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