IHK-Magazin Ausgabe 7/2023

AUS DER IHK

AUS DER IHK

ENERGIEWENDE-BAROMETER Schlechte Noten für den Standort Das IHK-Energiewende-Barometer 2023 zeigt, dass Unternehmen zunehmend unter der Art und Weise der Transformation leiden. Der Handlungsbedarf seitens der Politik ist riesig. D as Vertrauen der deutschen Wirtschaft in die Ener- giepolitik ist aktuell auf einen Tiefpunkt gesunken. Das zeigt das Energiewende-Barometer 2023 der meterwert von minus 27, so tief wie noch nie seit Einfüh- rung des IHK-Energiewende-Barometers.

IHK-Präsident Manfred Schnabel (rechts) betonte die Rolle Mannheims als Oberzentrum sowie Industrie- und Logistik- standort. In der Diskussion drehten sich Wortbeiträge um die Erreichbarkeit der Innenstadt.

IHK-Organisation, an dem sich 3.572 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen beteiligt haben. Es weist den schlechtesten Wert seit dem Start der Befragungen im Jahr 2012 aus. Im Detail: Für 52 Prozent der Unternehmen wirkt sich die Energiewende sehr negativ oder negativ auf das eigene Geschäft aus, nur noch für 13 Prozent sehr positiv oder positiv. Im Saldo ergibt sich auf einer Skala von minus 100 („sehr negativ“) bis plus 100 („sehr positiv“) ein Baro- Die größten Schmerzen hat die Industrie Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Energiewende auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit?

„Die Umfrage-Ergebnisse sind erschreckend, spiegeln aber die Stimmung wider, wie sie in den Unternehmen gerade vorherrschen. Die Bundesregierung sollte das Alarmsignal wahrnehmen und entsprechend handeln. Gefordert sind aber auch Land und Kommunen“, kommentiert IHK-Prä- sident Manfred Schnabel. Denn der Ausbau der erneuerba- ren Energien in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) muss rasch und dauerhaft Fahrt aufnehmen, um den bis Mitte der 2040er Jahre stark steigenden Strombedarf der Region zu decken. Ungeachtet dieses Ausbaus wird die Region weiterhin auf Stromimporte angewiesen sein. Dieser Bedarf besteht auch dann, wenn alle vorhandenen Potenziale für erneuerbare Energien in der Region realisiert werden sollten, so die „Stromstudie für die Metropolregion Rhein-Neckar” der IHK MRN aus dem Oktober 2022, für die das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) die Versorgungs- sicherheit bis zum Jahr 2045 analysiert hat. Die Studie beziffert das Potenzial an erneuerbarer Energie in der Region auf 16,2 Gigawatt. Das lässt sich aber nur er- reichen, wenn alle realistischen Potenziale auch erschlos- sen würden. Zum Vergleich: Die heute installierte Leistung liegt bei gerade einem Zehntel davon. „Angesichts dieser Zahlen befremdet der Widerstand seitens der Bevölkerung, der lokal vielen Projekten im Bereich der erneuerbaren Energie entgegenschlägt. Die Politik stellt sich häufig auf die Seite dieser Kritiker. Wir können nur mahnen: Am Gelingen der Energiewende hängt unser Wohlstand. Dafür muss die gesamte Gesellschaft an einem Strang ziehen“, sagt der IHK-Präsident. Neben dieser Ausweitung des Stromangebots fordert Schnabel, dass die Steuern und Abgaben auf den Strom- preis auf das Minimum reduziert werden. „Das könnte die Politik einfach und schnell umsetzen und würde in der Breite Entlastung bringen.“ Falls die Politik die Wirtschaft weiter entlasten wolle, sei auch ein darüber hinaus gehen- der Gewerbestrompreis denkbar. Nur in absoluten Härte- fällen sollten einzelne Unternehmen – unabhängig von der Branche – subventioniert werden, so IHK-Präsident Schnabel abschließend.

W elche Erwartungen haben die Unternehmen an Verkehrspolitik und -planung in Mannheim? Dazu hat die IHK Ende September ein Beteiligungsforum organisiert, auf dem 40 Unternehmerinnen und Unter- nehmer aus Industrie, Handel und Logistik ihre Bedarfe und Erwartungen formuliert haben. Die Ergebnisse wird die IHK wir nun gebündelt in den weiteren Prozess zur Er- stellung des „Masterplan Mobilität“ einbringen. In diesem Konzept beschreibt die Stadt die Verkehrsinfrastrukturpla- nungen bis ins Jahr 2035. Zentrale Themen in der Diskussion waren die Erreichbar- keit der Innenstadt, die Reduktion von Fahrstreifen wie VERKEHRSPOLITIK Mehr Mobilität Unternehmer diskutierten die Gestaltung der Verkehrswende in Mannheim.

geplant in der Neckarauer Straße und die Anbindung des Hafens. Viele Rednerinnen und Redner betonten die Son- derrolle Mannheims als bedeutendem Industrie-, Logis- tik- und Wirtschaftsstandort, der in hohem Maße auf eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur angewiesen ist. IHK-Präsident Manfred betonte, dass die die Wirtschaft die Verkehrs- und Antriebswende hin zum emissions- freien Verkehr unterstütze. Zentral dabei sei, dass der Wirtschaftsstandort Mannheim nicht geschwächt wird. „Unser Ziel ist eine Verbesserung der Mobilität in der Region, daher lehnen wir beispielsweise einen pauscha- len Straßenrückbau ab”, sagte IHK-Präsident Manfred Schnabel in der Einführung. „Wir sehen weiterhin große Fragezeichen hinsichtlich Realisierbarkeit vieler Einzel- maßnahmen. Die neue Stadtspitze muss definieren, wie sie Mannheim als bedeutenden Industrie-, Hafen-, Logis- tik- und Wirtschaftsstandort auf der Infrastrukturseite si- chern möchte.” Von Seiten der Stadt nahm unter anderem Bürgermeister Ralf Eisenhauer an dem Austausch teil. Dirk Ohm, Projektleiter bei den von der Stadt beauftragten Planungsbüros, stellte Ziele und den gegenwärtigen Stand des Masterplans vor.

Industrie

3%

25%

7%

-38*

27%

38%

Alle Branchen

IHK-Vollversammlung Einladung für den 13. Dezember 2023

4%

20%

9%

Resolution zur EU-Zoll Die IHK-Vollversammlung hat auf ihrer September-Sit- zung eine Resolution zur EU-Zollreform verabschiedet. Die Bedeutung ist immens, da die Reform alle Warenimporte und -exporte sowohl innerhalb der EU als auch außerhalb umfasst. Die Positionen der IHK zielen auf vor allem auf ein Level Playing Field im elektronischen Handel und weniger

-27*

Die nächste Vollversammlung der IHK Rhein-Neckar findet am Mittwoch, den 13. Dezember um 15:00 Uhr in Mannheim statt. IHK-Mitglieder bzw. deren Vertreter sind herzlich eingeladen, die Sitzung zu besuchen. Aufgrund der begrenzten Plätze werden die schriftlichen Anmeldun - gen nach ihrem Eingang berücksichtigt. Anmeldeschluss: Freitag, der 24. November. Anmeldungen per E-Mail an: jessica.nemec@rhein-neckar.ihk24.de

sehr positiv positiv neutral negativ sehr negativ

35%

32%

Bürokratie bei Ex- und Importen. Die Resolution ist abrufbar unter: ihk.de/rhein-neckar/zollrefom

*Barometerwert der Angaben von „sehr positiv“ und „positiv“ sowie „sehr negativ“ und „negativ“

QUELLE: IHK-ENERGIEWENDEBAROMETER 2023

22

23

IHK Magazin Rhein-Neckar 07 | 2023

IHK Magazin Rhein-Neckar 07 | 2023

ihk.de/rhein-neckar

ihk.de/rhein-neckar

Made with FlippingBook Learn more on our blog