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ÖKOLOGISCHE TRANSFORMATION IN DER BAUBRANCHE Auf Holz gebaut? Der jahrelange Boom am Bau geht zu Ende. Kann der Holzbau Impulse geben?
auch von den Planern und Projektent- wicklern abhängig“, sagt wer? Christian Schieck von Benz Baustoffe sieht auch bei der Kreislaufwirtschaft oder beim Rückbau Möglichkeiten, Bauen nachhaltiger zu gestalten. Ver- klebte Materialien seien die größte Herausforderung, die den Rückbau eines Hauses extrem erschweren. Auch die Herstellung vieler Baustoffe nehme zu viel Energie in Anspruch. „Am Ende muss aber auch die Nut- zungsdauer eines Gebäudes berück- sichtigt werden. Gebäude werden oft sehr alt und bieten vielen Gene- rationen und Bewohnern ein Dach über dem Kopf. Bis Herstellung von Baustoffen und Bauweise vollständig nachhaltig gestaltet werden, müssen mehr Aspekte das politische Handeln bestimmen als nur die CO2-Bilanz einzelner Bauprodukte. Es geht um einen größeren Ansatz.“ Marion Brenner
decker und Dachausbau fokussiert. Schieck sieht vor allem ein finanziel- les Problem bei nachhaltigen Bau- stoffen: „Egal ob Putz, Farben oder Dämmstoffe – nachhaltig produzierte Baustoffe kosten einfach mehr als das herkömmliche Material. Wir bieten den Privatkunden seit vielen Jahren ökologische Baustoffe in unserem On- line-Handel an, aber die Masse kann oder will sich das nicht leisten. Der Preis schlägt meist den ökologischen Aspekt.“ Der Verband der Bauwirtschaft sieht neben Holz noch einen ande- ren Wachstumsmarkt beim Thema nachhaltiges Bauen. „Bei den mi- neralischen Baustoffen liegen die eigentlichen Potenziale, allerdings ist hier noch unklar, wo der Markt hingehen wird. Mit Materialien wie R-Beton kann man bis zu 40 Prozent CO2 einsparen, aber letztlich sind die Bauunternehmer in diesem Bereich
Das sind mineralische Baustoffe Naturstein, Sand, Lehm – ein mineralischer Baustoff besteht aus kristallinen Bestandteilen und ist nichtmetallisch. Neben den natürlichen Rohstoffen fallen auf Stoffgemische aus gesiebten oder gemahlenen Mineralen darunter: Zement, gebrannter Kalk, Anhydrit. Die neuesten Entwicklungen sind die porösen Baustoffe R-Beton, Porenbeton, Blähbeton oder Mineralschaum- dämmplatten. Bei R-Beton wird beispielsweise die Gesteinskör- nung durch recycelten Bauschutt ersetzt. Holz zählt nicht zu den mineralischen Baustoffen, genau wie Kunststoff, Glas oder jede Form von metallischen Bau- stoffen.
Der letzte Feinschliff: ein Zimmermann bei der Arbeit
F laute am Bau: Die Bau- genehmigungen sind im ersten Halbjahr bundes- weit um ein Viertel eingebro- chen. Gründe sind der starke Anstieg der Kreditzinsen sowie gestiegene Material- kosten. „Die Herausforderun- gen und Themen ändern sich derzeit praktisch täglich“, sagt Alexander Rother, zuständig für das Netzwerkmanagement Klimaschutz und Bauen beim Verband der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Viele Unternehmen seien unsicher und warteten einfach ab, ob und wie sie sich dem Thema Nachhaltigkeit widmen. Pers- pektivisch sei dies jedoch un- umgänglich, das würden auch die recht gut gefüllten Auf- tragsbücher derer zeigen, die sich der Sache annehmen und in die Zukunft investieren. Und es wird dafür auch politische Gründe geben: Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag die „Ini- tiative Holzbau“ stehen. Bis 2030 soll der Einsatz von Holz wesentlich verbessert und die Holzbauquote erhöht werden. Bundesbauministerin Klara Geywitz will so mehr Wohnraum schaffen und das modulare Bauen verbessern. Sie weist auch darauf hin, dass Holz ein heimischer Rohstoff ist, der den lokalen Wirtschaftskreislauf verbes- sert. Alexander Rother sieht das Thema Holzbau hingegen kritisch: „Hier können keine großen Potenziale gehoben
werden, auch wenn Baden- Württemberg ein waldreiches Bundesland ist. Zudem wird der Holzboom in Sachen CO2-Bilanz schön gerechnet. Der Rohstoff bekommt gleich zwei CO2-Gutschriften bei der ökologischen Bewertung. Zum einen, weil Holz das Treib- hausgas speichere und zum anderen, weil es zu einem spä- teren Zeitpunkt in Kraftwerken verbrannt werden könnte. Man müsste sich hier laut Rother allerdings den kompletten Lebenszyklus des Materials anschauen und die Frage aufwerfen, ob es in 50 Jahren überhaupt noch fossile Kraft- werke gebe. IHK-Präsident Manfred Schnabel äußerte sich bei der Vorstellung des Wachs- tumschancengesetz durch das Bundeskabinett Ende August ebenfalls kritisch mit Blick auf die Baukonjunktur. „Die verbesserten Abschrei- bungsbedingungen für den Wohnungsbau werden in jedem Fall nicht reichen, um das Angebot deutlich auszu- weiten. Denn sie führen zu
keiner nachhaltigen Senkung der Baukosten, die stark von Material- und Personal- kosten, hohen Zinsen und Auflagen getrieben werden. Keine Relevanz haben diese Änderungen außerdem für die Bauinvestitionen außerhalb des Wohnungsbaus, beispiels- weise für Hallen oder Produk- tionsgebäude.“ Das zeigt auch der Blick in die Praxis bei Christian Schieck, Geschäftsführer der Benz GmbH & Co. KG Baustoffe, die sieben Filialen im Rhein- Neckar-Raum betreiben: „Wir schaffen es nicht, in Deutsch- land 400.000 Wohnungen pro Jahr mit Holz zu bauen, dafür sind die Ressourcen in der nachhaltigen Forstwirt- schaft überhaupt nicht da.“ Sein Unternehmen wachse zwar im Bereich Holz seit 2014 überproportional, dies liege jedoch nicht nur daran, dass die Holzbauweise einen größe- ren Marktanteil hat, sondern auch am neuen Unterneh- mensstandort in Hockenheim, der sich unter anderem auf Zimmerleute sowie Dach-
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Wir schaffen es aufgrund fehlender Ressourcen nicht, in Deutschland 400.000 Woh- nungen mit Holz pro Jahr zu bauen. Christian Schieck, Geschäftsführer Benz GmbH & Co. KG Baustoffe
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IHK Magazin Rhein-Neckar 07 | 2023
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