IJAB Journal 1/2021: Internationer Austausch und Corona

Die Kolping Jugendgemeinschaftsdienste haben eine lange Tradition von Workcamps und Freiwilligendiensten in Ländern des globalen Südens. Wenn der Jugendaustausch wieder auf die Beine kommt, dann werden voraussichtlich Europa und Nordamerika zunächst im Fokus stehen. Die Länder des globalen Südens geraten dabei schnell aus dem Blick. Annette Fuchs schildert die Situation der Partner. Die Partner freuen sich, wenn es wieder losgeht – Austausch mit dem globalen Süden

Annette Fuchs, Leiterin Kolping Jugendgemeinschaftsdienste

Annette Fuchs: Durch unsere langjäh- rige Zusammenarbeit schätzen die Part- ner uns als verlässliche Partnerorganisa- tion. Dabei sind sowohl das weltweite Kolping-Netzwerk und auch kirchliche Strukturen sehr hilfreich. Auch bringen unsere ehrenamtlichen Teamenden viel Erfahrung in gemeinnützigen Projekten weltweit mit, aus denen schon einige langjährige Projekt-Kooperationen ent- standen sind. IJAB journal: Wie hat sich eure Arbeit während der Pandemie entwickelt und wie geht es euren Partnern vor Ort? Annette Fuchs: Den Partnern geht es – soweit wir es überblicken können – weitestgehend gut, wir stehen mit ihnen unter anderem durch Videokonferen- zen in Kontakt. Wir hoffen, dass es so bleibt. Leider konnten wegen Covid-19 in diesem Jahr keine der Workcamp- und Freiwilligenstellen besetzt werden. Die Unsicherheit war einfach zu groß und die Gefahr bestand, dass sich die Situation in vielen Ländern noch ver- schlimmern könnte, was auch geschah. Lockdowns und gesundheitliche Risiken schränken die Workcamp-Teilnehmen- den und Freiwilligen enorm ein und hindern sie an Kontakten. Und gerade die menschlichen Kontakte und der in- terkulturelle Austausch sind es ja, die wir ermöglichen möchten. Damit entfiel ein wichtiger Aspekt eines Workcamps beziehungsweise Freiwilligendienstes. Für uns ist es im Moment überlebens- wichtig, dass wir über den Kinder- und Jugendplan des BMFSFJ Personalkosten bezuschusst bekommen. Auch das welt-

IJAB journal: Frau Fuchs, was machen die Kolping Jugendgemeinschafts- dienste im globalen Süden? Annette Fuchs: Wir bieten zwei- bis vierwöchige Workcamps für Gruppen von 5 bis 10 Personen und einjährige Freiwilligendienste an, die in einem ge- meinnützigen Projekt im globalen Süden stattfinden. Umgekehrt laden wir junge Menschen aus dem globalen Süden ein, an unseren internationalen Jugend- wochen teilzunehmen, in Deutschland einen Freiwilligendienst zu absolvieren oder wir bereiten Projektpartner und Mentor*innen aus dem globalen Süden auf den Freiwilligeneinsatz vor. IJAB journal: In welchen Ländern sind die Kolping Jugendgemeinschafts- dienste aktiv? Annette Fuchs: In Afrika arbeiten wir mit Partnern in Malawi, Tansania, Kenia, Uganda, Südafrika, Namibia und Ghana zusammen. In Asien sind wir in Indien, Indonesien, Nepal, auf den Philippinen, Vietnam und Thailand aktiv und in Oze- anien auf den Fidschi-Inseln. In Südame- rika unterstützen wir Projekte in Costa Rica, der Dominikanischen Republik, Mexiko und Ecuador. Außerdem finden Workcamps in den USA in Los Angeles und in Europa in Litauen und Nord-Irland statt. Die Arbeit macht viel Spaß und wir sind stolz darauf, Freiwillige in so viele in- teressante Projekte vermitteln zu können. IJAB journal: Das ist ein ziemlich ein- drucksvolles internationales Portfolio. Wie kommt es zustande?

wärts-Programm des BMZ bezuschusst in dringenden Fällen in kleinem Rahmen nicht vermeidbare Unterkunftskosten der Projektpartner, um die Infrastruktur für künftige Freiwillige zu erhalten.

IJAB journal: Wie sind die Perspekti- ven? Wann kann es wieder losgehen?

Annette Fuchs: Unsere Partner, zumin- dest in Afrika, sind im Moment optimis- tisch, dass sie ab Sommer 2022 wieder Workcamp-Gruppen und Freiwillige aufnehmen können. Ob es so sein wird, werden wir im nächsten Jahr sehen. Das Virus ist nicht planbar. IJAB journal: Wie ist die Perspektive der Freiwilligen? Warten viele darauf, nun endlich ihren Freiwilligendienst antreten zu können? Annette Fuchs: Noch sind sie eher zö- gerlich. Aber wir haben schon ein paar Workcamp-Anmeldungen und einige Bewerbungen für eine Ausreise als Frei- willige im nächsten Jahr, sodass wir zu- versichtlich sind, die Einsatzstellen be- setzen zu können.

Das Interview führte Christian Herrmann im Oktober 2021.

Kontakt: Annette Fuchs

Leiterin Kolping Jugendgemeinschafts­ dienste Kolpingwerk Deutschland gGmbH jgd@kolping.de

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