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(Hartmann 1939/1958, 1950) ermöglichte es, die unterschiedlichen Rollen der verschiedenen Ich-Funktionen in der Behandlung zu untersuchen. Zudem berichteten Hartmann (1951) und später auch Loewenstein (1963), dass Art und Intensität der Widerstände nicht nur von intersystemischen, sondern auch von intrasystemischen Konflikten abhängig seien: „Und das Zusammenwirken dieser Konflikte zeigt sich verblüffend klar in den Bemühungen des Patienten, die Grundregel zu befolgen“ (Loewenstein 1963, S. 463). Die Regel verlangt eine Verschiebung des Gleichgewichts zwischen intersystemischen und intrasystemischen Kräften, das für gewöhnlich herrscht, wenn man mit jemandem über sich selbst spricht: „Wenn wir den Patienten auffordern, die Grundregel zu befolgen, erwarten wir, dass er die Ich-Funktionen ausschaltet, die für das Verstehen des eigenen Selbst erforderlich sind. Widerstände resultieren aus der Schwierigkeit, in die Patienten geraten, wenn sie ebendiese Funktionen deaktivieren sollen“ (S. 463). Folgerichtig und verständlicherweise widersetzen sich manche Patienten der Vorschrift, sinnlose und unzusammenhängende Gedanken in Worte zu fassen. Ernst Kris (1950), Loewenstein (1951, 1963), Leo Stone (1961) und andere Autoren schreiben über das analytische Setting , das die freien Assoziationen des Patienten sowie anderes Verhalten und Erleben auf spezifische Weise beeinflusst. Zu den wichtigsten Aspekten dieses Settings zählen die mit der Grundregel zusammenhängenden Vorschriften. Die außerordentlichen Besonderheiten des analytischen Settings sollen die Aktivität sowie die Wahrnehmung der äußeren Realität einchränken und Prozesse der Selbstbeobachtung, Verschiebung und Projektion, d.h. eine vorübergehende Schwächung der Realitätsprüfung, initiieren. „Und darüber hinaus unterscheidet die Aufforderung, jede Zensur zu unterlassen und dennoch zu sprechen und einem anderen Menschen all die unter diesen Umständen auftauchenden Selbstbeobachtungen zu schildern, die psychischen Prozesse des Analysanden von allem, was sonst in seinem Leben geschieht“ (Loewenstein 1963, S. 458). Laut Loewenstein und Kris ist die Ansicht, dass die auftauchenden psychischen Phänomene einem traumähnlichen Zustand ähneln, kaum auch nur annähernd zutreffend. Der freie Assoziationsprozess weist weder die Wunscherfüllung des Traumes auf, noch ist er eine solitäre Angelegenheit. Er beruht vielmehr auf der verbalen Kommunikation mit dem „Anderen“, wie Freud selbst schon mehr als 60 Jahre zuvor erläutert hatte (Freud 1960a [1873-1939] S. 252). Leopold Bellak (1961 [1961]) erforschte die strukturellen Aspekte des Prozesses der freien Assoziation, die „auf der oszillierenden Funktion des Ichs, der Kris‘ und Hartmann s Konzept der ‚Selbstausschließung des Ichs‘ zugrunde liegt, wobei aber eine relative Reduzierung der kognitiven etc. Ich-Funktionen zu betonen ist“ (S. 13, 19). Darüber hinaus untersuchte Bellak Reaktionen (Assoziationen/Projektionen) auf den Roschach-Test und den Thematischen Apperzeptionstest (T.A.T.). Er identifizierte eine bestimmte Ich-Funktion, die er als „oszillierende Funktion des Ichs“ bezeichnete. Er spricht „von einem Hin- und Herschwingen kognitiver, adaptiver und
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