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Äußerung durch freie Assoziationen. In Verbindung mit der gleichschwebenden Aufmerksamkeit des Analytikers konstituiert dies das Dialogpaar, das Charakteristikum der Psychoanalyse“ (S. 33). In „Die zentrale phobische Position“ formuliert Green (2002 [2000]) ein Modell der freien Assoziation, dem zufolge sie aus nicht-linearen „rückwirkenden Rückstrahlungen“ und „vorausweisenden Ankündigungen“ besteht. Der Begriff „rückwirkende Rückstrahlung“ besagt, dass bestimmte Wörter oder bestimmte Einfälle in der Sitzung andere Teile des bislang aufgetauchten Materials evozieren, mit denen sie durch Ähnlichkeiten, Symmetrien, Widersprüche und Antagonismen zusammenhängen. Im Fall der „vorausweisenden Ankündigung“ lenkt der Patient die Aufmerksamkeit des Analytikers auf etwas, das noch auftauchen wird. Rückwirkende Rückstrahlung und vorausweisende Ankündigung geben klar zu erkennen, dass hinter dem linearen Voranschreiten des Diskurses eine in zwei Richtungen aktive Kausalität operiert, wobei sich retroaktive und antizpierende Bewegung abwechseln. Der Diskurs in einer Sitzung wird so als ein Prozess der Erzeugung von Bedeutung definiert, der die rückwirkenden Rückstrahlungen als auch für die vorausweisenden Ankündigungen in den Äußerungen des Patienten und im Zuhören des Analytikers determiniert (S. 417f.). Donald Meltzer beschreibt in seinem Buch The Psychoanalytical Process (1996) konstante Verbindungen oder konstante Konfigurationen, die vom Patienten auf besondere Weise produziert werden und die Aufmerksamkeit sowohl des Patienten selbst als auch des Analytikers wecken und sie zu Untersuchung und Kommunikation veranlassen. Der Analytiker ermöglicht dem Patienten durch seine Haltung, seine Gedanken etc. frei zu kommunizieren (freie Assoziation), statt zu handeln. Er kann ihm dies, ebenfalls durch seine Haltung, auch verwehren. Das Setting ist daher laut Meltzer eine Hervorbringung des Analytikers. Thomas Ogdens (2009) zeitgenössische nordamerikanische post-bionianische Perspektive, insbesondere sein „Sprechen als Träumen“, das er an die Stelle des traditionellen Prozesses der freien Assoziation setzt, belebt den Dialog zwischen Analytiker und Analysand und ermöglicht Patienten und Analytikern ein gemeinsames Träumen, wenn die Patienten es nicht alleine können. „Ebenso wie die freie Assoziation enthält das Sprechen als Träumen einen beträchtlichen Anteil primärprozesshaften Denkens sowie scheinbar unlogische Folgerungen“ (S. 14). V. B. SPEZIFISCHE LATEINAMERIKANISCHE ENTWICKLUNGEN Im breiten Kontext der allgemeinen Konstruktion und Weiterentwicklung des Konzepts erläutern einige zeitgenössische lateinamerikanische Autoren (Laverde & Bayona 2012), dass die Aktualisierung eines behandlungstechnischen Elements, das zu einem Konzept wird, seinen Ursprung in einer klinischen Tatsache hat. Daher ist es von äußerster Wichtigkeit, es klar zu definieren und seine Verwendung zu klären und von anderen, ähnlichen Konzeptualisierungen zu unterscheiden. Weitere Entwicklungen
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