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VI. DIE VERWENDUNG DER FREIEN ASSOZIATION AUSSERHALB DES THERAPEUTISCHEN KONTEXTES
Björn Salomonssons (2012) Methode, assoziativ über klinisches, in einem Gruppensetting vorgestelltes Material nachzudenken, ist mittlerweile in allen drei Regionen bekannt. Das Konzept des schwedischen Analytikers leitet sich indirekt von den Balint-Gruppen her (Balint & Balint 1976/77), in denen Ärzte ihre Gegenübertragung untersuchten, indem sie frei zu dem klinischen Material, das vorgestellt wurde, assoziierten. In Salomonssons Analytikergruppen wird klinisches Material vorgelesen, und danach wird einer der Teilnehmer gebeten, frei dazu zu assoziieren, so als läge er auf der Couch. Salomonsson bezeichnet dies als ein „Gedankenweben“, welches das Nachdenken in einem Zustand der Ungewissheit anregt. Der Autor rät Kandidaten, die sich noch im Beginn ihrer Ausbildung befinden, davon ab, diese Methode, die psychoanalytische Technik mit Lehre und Forschung kombiniert, zu praktizieren. Die Kombination könnte für jüngere Kandidaten verwirrend sein, so dass sie sich in diesem nicht-therapeutischen Kontext womöglich schutzlos fühlen oder das Gefühl einer wilden Analyse bekommen. Ähnliche Methoden der z.T. auf dem freien Assoziieren der Teilnehmer beruhenden klinischen Peer-Konsultation erfahrener Psychoanalytiker werden seit Jahrzehnten im 1960 gegründeten nordamerikanischen Center Center for Advanced Psychoanalytic Studies (CAPS) praktiziert. Arbeitsgruppen (Working Parties), die sich der klinischen Forschung widmen und von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) gegründet und finanziert werden, haben festgestellt, dass sie in ihren klinischen Workshops auf die Methode der freien Assoziation angewiesen sind, präziser: Sie wird von den Arbeitsgruppen verwendet, die sich mit der Spezifität der Psychoanalyse beschäftigen. In ihrem Bericht vom Londoner Kongress des Jahres 2019 schreiben Ana Maria Chabalgoity und Cesar Luis de Souza Brito (2019): "Erinnern wir uns daran, dass eine der zentralen Hypothesen, die zur Geburt dieser Arbeitsgruppe führten und die wir nach wie vor für valide halten, darin besteht, die Produktion einer Gruppe von Analytikern, die über einen langen Zeitraum dasselbe Material bearbeiten, als ein Soundingboard der übertragbaren Dynamik der vorgestellten analytischen Behandlung zu konzipieren. Diese Hypothese hat es uns ermöglicht, unsere Forschung auf die freie Assoziation von Psychoanalytikern in klinischen Diskussionsgruppen als eine psychoanalytische Methode der Erforschung des Unbewussten zu konzipieren“ (S. 2).
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