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Modell die Präsenz und die Aktivitäten des Analytikers, auch wenn es auf den Analysanden fokussiert. Sobald sich der interaktive psychoanalytische Schauplatz dergestalt auf eine dreidimensionale Landschaft mit zwei Personen erweitert, kann die intersubjektive Perspektive („Vertex“) erforscht werden. So erweist sich das Containment als Quelle zahlreicher, wenn nicht sämtlicher Phänomene der Übertragung und Gegenübertragung und wird zu deren latenter Verbindung (verborgenen Ordnung) (Grotstein 2011b). In einigen seiner theoretischen Exkurse bringt Bion (1997 [1965],2006 [1970], 1992) sein Containment-Konzept mit Platos Ideen und Kants „Ding an sich“ in Verbindung. Hier aktiviert das projizierende Subjekt die spezifischen Analogien zwischen Container-Contained und dem gesamten Spektrum von L, H und K, die latent in präexistentem Zustand in entsprechenden platonischen Ideen und Kant’schen Dingen an sich schlummern.
IV. ENTWICKLUNGEN NACH BION
Auch nach Bion haben Psychoanalytiker die verschiedenen Dimensionen des Container-Contained-Modells erörtert, ausgearbeitet und weiterentwickelt. Beispiele dafür finden sich weltweit in allen psychoanalytischen Regionen.
IV. A. EUROPA In England betonte Ronald Britton (2001 [1998]), dass Wörter einer emotionalen Erfahrung als Container dienen und eine „semantische Grenze“ um sie herum ziehen können, während die analytische Situation an sich eine „gebundene Welt“ und ein Ort ist, an dem Bedeutung gefunden werden kann. Er erläutert, dass die Vorläufer des Denkens, Beta-Elemente, aus der Psyche in drei mögliche Bereiche projiziert werden können, nämlich in den Körper mit der Folge psychosomatischer Funktionsstörungen, in den Wahrnehmungsbereich mit der Folge von Wahrnehmungshalluzinationen oder in den Bereich des Agierens mit der Folge symptomatischer Enactments. Britton erörtert auch die Möglichkeit einer für beide Seiten destruktiven Container-Contained-Beziehung, die er als ein „malignes Containment“ bezeichnet: Das Subjekt kann sich angesichts einer neuen Idee nur zwei mögliche (katastrophische) Konsequenzen vorstellen, nämlich „Eingesperrtsein“ oder „Fragmentierung“ (S. 46). Betty Joseph (1994 [1989]) unterstrich in ihren Schriften die Kommunikationsaspekte der projektiven Identifizierung, die zur Aufrechterhaltung des psychischen Gleichgewichts beitragen, und die Möglichkeit, dass dieser Prozess, sofern
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