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(Rangell 1983; Papiasvili 1995). Kreative und integrative Aspekte der Abwehranalyse wurden von Blum formuliert: „In der Analyse wird eine gesunde Integration ermöglicht durch die Differenzierung, Reintegration und Umschichtung klinischer Aggregate und ihre erneute Synthese zu einem stabileren adaptiven Ganzen“ (Blum 1985, S. 163f.). Dieser Ansatz wurde von Gray (1994) in seiner auf „präziser Prozessbeobachtung“ beruhenden Analyse der defensiven Übertragungsaspekte erweitert und ausdifferenziert. Rangell (1963, 1967, 1985) griff das Problem Signalangst versus Affekt als Auslöser der Abwehr in einer Konfliktsequenz erneut auf. Er untersuchte mikroskopische Prozesse vor, während und nach Aktivierung der Abwehr und zog den Schluss, dass ungeachtet der Art des am Konflikt beteiligten unlustvollen Affekts das direkte Signal für die Aktivierung der Abwehr die Angst ist. Er beschrieb einen „intrapsychischen Prozess“, eine unbewusste kognitiv-affektive Sequenz Impuls- Angst-Abwehr und behauptete, dass die Angst weiterhin sämtlichen anderen unlustvollen Zuständen als Auslöser und Motiv der Abwehr zugrunde liege. Die Angst gilt einer das Ich überwältigenden Unlust. Rangell vermutete eine unbewusste Entscheidungsfunktion im Ich, die letztlich die Form der spezifischen psychischen Reaktion prägt. Durch Interaktion mit Selbst- und Objektrepräsentationen kommt es zu intrapsychischem Probehandeln, das einen intrasystemischen Entscheidungskonflikt im Ich repräsentiert. Objekte werden im Hinblick auf eine beabsichtigte Abfuhr beurteilt. Das Selbst wird im Hinblick auf ein Angstgefühl, das Gefahr signalisiert, bzw. auf ein Gefühl der Sicherheit und Bemeisterung beurteilt. Die ubiquitäre Hintergrundaktivität, die Rangell (1963) als eine ununterbrochene Serie mikroskopischer Konflikte und innerer Probehandlungen beschreibt, kann auch unter dem Gesichtspunkt der unbewussten Phantasie erforscht werden. Arlow rückt die unbewusste Phantasie und die unbewusste Phantasiefunktion ins Zentrum seiner Untersuchung des intrapsychischen Konflikts. Hatte Freud die unbewusste Phantasie als Abkömmling eines unbewussten Wunsches betrachtet, versteht Arlow sie als Kompromissbildung mit sämtlichen Komponenten eines strukturellen Konflikts. Ebenso wie Rangell den ubiquitären, allgegenwärtigen Charakter mikroskopischer Konfliktprozesse und Probehandlungen betonte, unterstreicht Arlow (1969) den fortwährenden Einfluss, den unbewusste Phantasien auf jeden Aspekt des psychischen Geschehens ausüben, das heißt auch auf das Geschehen in den relativ konfliktfreien Bereichen. Arlow zufolge erzeugt die unbewusste Phantasieaktivität die psychische Verfasstheit, die die Gesamtheit der Wahrnehmungen und des kognitive Funktionierens organisiert. Was die Erklärung der therapeutischen Wirkung durch die zeitgenössischen Modernen Konflikttheoretiker betrifft, so lenkt Abend (2007) die Aufmerksamkeit auf die unbewussten Übertragungseinstellungen, die den unbewussten Phantasien über das psychoanalytische Setting und den Prozess entsprechen. Grays im Paradigma der Modernen Konflikttheorie beschriebene „präzise Prozessbeobachtung“ mit Blick auf die Abwehrfunktion, die verbale Kommunikationen in jeder Sitzung erfüllen, gilt der
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