Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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In ihrer Studie über psychosomatische Phänomene schreibt McDougall, dass der psychische Konflikt abgeleugnet und aus der Psyche ausgestoßen wird, damit er über den Körper und seine Funktionen abgeführt werden kann. Sie postuliert, dass der Körper zu Beginn des psychischen Lebens als ein zur Außenwelt gehörendes Objekt erlebt wird. Diese Wahrnehmung bleibt im Traumleben und in bestimmten psychotischen Zuständen weiter erhalten, in denen der ganze Körper oder „bestimmte Körperzonen und –funktionen als eigenständige Entitäten behandelt werden, so als gehörten sie zu einem Anderen oder unterlägen dessen Herrschaft“ (McDougall 1980, S. 419).

IV. VERWENDUNG DES KONZEPTS IN LATEINAMERIKA

In Lateinamerika repräsentieren zahlreiche Beiträge über die Konsequenzen des psychischen Konflikts sowohl bezüglich der Strukturierung des psychischen Apparates als auch hinsichtlich der klinischen Manifestationen und der Theorie der Behandlungstechnik kreative Synthesen Freuds, Kleins, Bions und nicht-lacanianischer französischer Autoren, insbesondere Laplanche, Green, Auglagnier und McDougall. Obgleich der Konflikt auch in Pichon Rivieres „Perceptual Operational Referential Scheme“ (ECRO), in Rackers Theorie der konkordanten und der komplementären Gegenübertragung und in Liebermans Theorie der Kommunikation auszumachen ist (Borensztejn 2014), sind die Beiträge von Angel Garma, Arnaldo Rascovsky, Maurice Abadi und Norberto Carlos Marucco die wichtigsten Beispiele für lateinamerikanische Konflikttheorien. IV A. Angel Garma Angel Garma zufolge spielt sich der Hauptkonflikt zwischen dem Ich und dem Über-Ich ab. Hierin folgt er der von Freud in Das Ich und das Es formulierten Überlegung, dass sich der Schweregrad der Neurose proportional zur Strenge des Über- Ichs verhält. Wenn darüber hinaus der Schlaf das Modell für die Konstitution einer jeden Transaktion ist, hat eine Modifizierung in der Auffassung der Form der Produktion Auswirkungen auf den Mechanismen der epigenetischen Theorie der Symptomatik. Unter strukturtheoretischem Blickwinkel formuliert Garma einen Neuentwurf des Modus der „Anpassung“ der Träume. Das Ich regrediert im Schlaf und infolgedessen lässt die Aufmerksamkeit des Zensors nach, der tagsüber dafür sorgt, dass die Es-Inhalte unbewusst bleiben. Nun können sie ungehemmter Ausdruck finden. So entsteht eine dem Trauma äquivalente Situation: Ein Ich mit einem

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