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Im Gefolge Bowlbys (1969), der in England wirkte, entwickelte Ainsworth in den USA die zeitgenössische Bindungstheorie (Ainsworth, Blehar, Waters & Wall 1978), welche die Bindung als affektives Band zwischen Säugling und Betreuungsperson (Blum 2004) und als behaviorale Entsprechung der unter dem Einfluss der frühen Mutter-Kind-Beziehung internalisierten Objektbeziehungen definiert (Diamond & Blatt 2007). Die oben genannten Studien sowie weitere, vergleichbare, aus der Säuglings- und Bindungsforschung in Europa bestätigen übereinstimmend die Annahme, dass die Organisation der Persönlichkeit durch “das Selbst-mit-der/dem-Anderen” erfolgt, d.h. dass die Interaktion zwischen zwei Subjekten die notwendige Voraussetzung sowohl für psychische Entwicklung als auch für psychische Heilung ist (Siehe auch die Einträge OBJEKTBEZIEHUNGSTHEORIEN, SELBST und INTERSUBJEKTIVITÄT.) VII. B. DYNAMISCHE UND ENTWICKLUNGSNEUROWISSENSCHAFT UND KOGNITIONSSTUDIEN Entwicklungsneurowissenschaftler vermuten, dass es einen “virtuellen Anderen” im Gehirn geben könnte, dessen Umrisse mit Erfahrung ausgefüllt werden ( Bråten , 2011 ). Aus Spiegelneuronen bestehende Systeme (Gallese, Eagle und Migone 2007) könnte mögliche Elemente einer solchen angeborenen “Intersubjektivität” sein. Allan Schores neuropsychoanalytische Studien über die Strukturen und Aktivitäten der rechten Hirnhälfte, die an unbewussten Prozessen des “impliziten Selbst-mit-dem- Anderen” beteiligt sind, dürften hier ebenfalls relevant sein. Schon in den frühen Phasen des intrauterinen/pränatalen Lebens leisten Sinneserfahrungen einen Beitrag zur Bildung basaler emotionaler und affektiver Erinnerungen, die einen Eckpfeiler der Organisation früher Repräsentationen bilden (Mancia 1980; LeDoux 1992). Im Anschluss an LeDoux’ Untersuchungen über das implizite Zusammenwirken der multiplen Gedächtnissysteme bei akut traumatisierten Erwachsenen haben mehrere Langzeitstudien Kenntnisse über die neurobiologischen Folgen früher dyadischer Erfahrungen bei frühtraumatisierten Kindern und Kindern ohne Traumatsisierung erbracht (Balbernie 2001; Siegel 1999; Schore 2003, 2010). Die wichtigste Botschaft dieser neurowissenschaftlichen Studien über die Gehirnentwicklung lautet, dass “menschliche Verbindungen die neuralen Verbindungen, aus denen Geist und Psyche hervorgehen, prägen” (Siegel 1999, S. 2). In den ersten drei Lebensjahren werden drei basale kortiko-limbische Schaltkreise aktiviert, die für die Regulation des Affekts durch das Selbst zuständig sind; sie werden durch die Interaktion mit Betreuungspersonen geprägt und dienen als Grundlage dafür, wie bedeutende Emotionen in der Zukunft erlebt und verarbeitet werden. In diesem Kontext hat Schore (2003) auch die neurobiologischen Korrelate eines frühen Beginns der Dissoziation bei Kleinkindern untersucht. Sie entsprechen der rhythmischen Struktur fehlregulierter mütterlicher Hyperarousal- und dissziativer Hypoarousalzustände.
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