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Bedeutsamkeit der Verbindung, die sowohl in Objektbeziehungen als auch im Identitätsgefühl durch projektive Identifizierung hergestellt wird.
II. A. Weitere britische und europäische Beiträge Unter dem Einfluss von Bions Weiterentwicklung des Konzepts der projektiven Identifizierung und seiner Konzipierung der Entwicklung der Denkfähigkeit nutzten Esther Bick und Donal Meltzer ihre Erfahrungen auf dem Gebiet der Säuglingsbeobachtung und der Behandlung autistischer Kinder, um ein noch basaleres, mit der projektiven Identifizierung zusammenhängendes, aber von ihr unterschiedenes Manöver zu beobachten und zu konzipieren. Sie beschrieben es als „adhäsive Identifizierung“ (später als „adhäsive Identität“ bezeichnet) und grenzten diese primitivere Abwehroperation von der projektiven Identifizierung ab. Esther Bick (2002 [1968], 1986) beschrieb einen elementaren Typus der narzisstischen Identifizierung , der jener in Kleins Theorie der projektiven Identifizierung implizierten Identifizierung in der Entwicklung vorausgeht. Sie vertrat die These, dass sehr kleine Babys die Abwesenheit von Grenzen erleben, die ihre – anfangs von ihren körperlichen Inhalten nicht unterscheidbaren oder unterschiedenen – mentalen und emotionalen Inhalte zusammenhalten könnten. Sie formulierte das Konzept einer „psychischen Haut“, die idealerweise die Funktion erfüllt, die Erfahrungen oder Teile des aufkeimenden Selbst passiv zusammenzubinden. Die Entwicklung dieser „psychischen Haut“ beruht auf auf dem Erleben kontinuierlicher Interaktion zwischen einer physisch und emotional „haltenden“ und mental „containenden“ Mutter und der Oberfläche des kindlichen Körpers als Sinnesorgan. Angedeutet findet sich dies schon in Freuds Aussage: „Das Ich ist vor allem ein körperliches, es ist nicht nur ein Oberflächenwesen, sondern selbst die Projektion einer Oberfläche“ (1923, S. 253). Bick (2002 [1968]) postulierte weiter: „Später löst die Identifizierung mit dieser Funktion des Objekts [als psychische Haut] den unintegrierten Zustand ab und läßt die Phantasie von inneren und äußeren Räumen entstehen“ (S. 236). Sie vertrat die Ansicht, dass diese Raumphantasie die eigentliche Grundlage für die normalen, adaptiven Spaltungs- und Projektionsvorgänge , die den von Klein beschriebenenen Idealisierungs- und Separationsprozessen als Voraussetzung zugrunde liegen: „Bevor die bewahrenden [containenden] Funktionen nicht introjiziert worden sind, kann keine Vorstellung von einem Raum innerhalb des Selbst entstehen. […] die Konstruktion eines Objekts in einem inneren Raum […] ist deshalb beeinträchtigt. […] Es zeigt sich, daß die Fehlentwicklung dieser rsprünglichen Hautfunktion entweder das Ergebnis einer mangelhaften Eignung des tatsächlichen Objekts ist oder aber aus phantasierten Angriffen auf dieses Objekt, die die Introjektion beeinträchtigen, resultiert. Eine Störung der ursprünglichen Hautfunktion kann zur Entwicklung einer ‚Zweithaut-Bildung‘ führendie durch den unangemessenen Gebrauch bestimmter geistiger Funktionen – oder vielleicht angeborener
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