Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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Netzwerks zurück. Die k-Verbindung ermöglicht den Erwerb von Wissen und das Lernen aus emotionaler Erfahrung und fördert so die psychische Entwicklung. Hatte sich das Verständnis der Konstruktion des psychischen Apparates ursprünglich auf den Trieb / die Befriedigungserfahrung / die Erinnerung / das Begehren / die psychische Repräsentation konzentriert, so verschob sich die Betonung später auf die Subjekt-Objekt-Beziehung. Mit Klein erhält die Präsenz der Anderen, des Objekts und seiner Psyche, herausragende Bedeutung. Bions, Winnicotts und Meltzers Weiterentwicklungen wiederum führten zu der Überlegung, dass die Gegenwart der Anderen und ihrer Psyche eine emotionale Erfahrung vermitteln. Die Psyche des Subjekts wird durch Proto-Emotionen beeinflusst, durch emotionale und sensorische Erfahrungen, die ihm die Begegnung mit dem Objekt vermittelt, und durch körperliche Sensationen, die aus somatischen, symbolisierungsbedürftigen Erregungen hervorgehen. Dieses Modell konzipiert das Objekt als grundlegend für die Subjektivität des Subjekts und besitzt tiefgreifende Implikationen für die psychoanalytische Technik, die dem Konzept der psychoanalytischen Situation als dynamisches bi-personales Feld Rechnung tragen. Levy unterstreicht, dass für heutige Feldtheoretiker wie Ferro (1995) der Vertex des Zuhörens, der sich aus der Engführung von Bions und Barangers Konzepten ergibt, lediglich eine Warte des Zuhörens ist, und fügt hinzu, dass der Analytiker dem Patienten nicht länger zuhören kann, ohne den Einfluss auf die Objekte und deren Einfluss auf ihn selbst zu berücksichtigen. Die strukturierende emotionale Erfahrung, die zwischen dem Subjekt und dem Objekt auftaucht, kann nicht länger unberücksichtigt bleiben. Raul Hartke (2005) formulierte ein Modell, das Objektbeziehungstheorie und psychoanalytische Intersubjektivitätstheorie miteinander verbindet und sich auf die Beiträge Bions sowie der Barangers stützt. Es besitzt Implikationen für die analytische Arbeit mit traumatisierten Patienten. Für Hartke ebenso wie für Bion beschränkt sich die Funktion des Objekts nicht auf die Befriedigung oder Frustration der Triebe des Subjekts; vielmehr übt es Einfluss auf die Genese und die Entstehung der kindlichen Fähigkeit zu denken aus, die es fördern oder aber erschweren, behindern oder entgleisen lassen kann. Hartke erläutert, dass das Freud’sche Konzept der Reizschranke, die Schutz vor der potentiell überwältigenden Triebstimulation bieten soll und vor allem für traumatisierte Menschen relevant ist, unter dem bionianischen Blickwinkel einem inneren containenden Objekt entspricht, das aus der Introjektion eines äußeren containenden Objekts hervorgeht.

VII. SCHLUSSBETRACHTUNG

Objektbeziehungstheorien und ihre Perspektiven haben sowohl zur psychoanalytischen Theorie als auch zur klinischen Praxis einen höchst wichtigen Beitrag geleistet. Ihr Einfluss erreicht die ganze Bandbreite psychoanalytischer

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