Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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subjektiven Erfahrung beruhendes Selbst (Montero 2005). Darüber hinaus sind die ursprünglichen Konzeptualisierungen eines „self-link“ und eines „linked self“, welche die relationalen Aspekte des Verknüpfens und Verbindens der Selbst- und Objektrepräsentationen bezeichnen und in ihrer erweiterten Version auch die unbewusste innere Gruppenformation miteinbeziehen, ein wichtiger Bestandteil der lateinamerikanischen psychoanalytischen Identität (Pichon Rivière 1971; Arbiser 2013; Losso, Setton, Scharff 2017).

II. TERMINOLOGIE, ÜBERSETZBARKEIT, SOZIOKULTURELLE UND PHILOSOPHISCHE GRUNDLAGEN

Voneinander abweichende Konzeptualisierungen des „Selbst“ hängen häufig mit unterschiedlichen Bezugsrahmen, unterschiedlichen Diskursebenen und voneinander abweichenden Übersetzungen zwischen den verschiedenen Sprachen und letztlich mit unterschiedlichen soziokulturellen Überlieferungen zusammen. In der Umgangssprache wird auf das – häufig nicht direkt übersetzbare – „Selbst“ Bezug genommen, wenn wir phänomenologisch z.B. von Selbstreflexion, Selbstgewahrsein oder Selbstkritik sprechen. Zudem kennen viele Sprachen auch spezifische „reflexive“ Wörter oder Komposita, etwa Selbstfürsorge, Selbstbehauptung und Selbstentfaltung, die die Unverwechselbarkeit der eigenen subjektiven Stimme, Urheberschaft und Intention betonen. Das deutsche „Selbst“ sowie das englische „self“ implizieren eine illusionäre Wirklichkeit, für die es in den romanischen Sprachen (Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch) keine exakte Entsprechung gibt. Jedoch finden sich in allen indo-europäischen Sprachen andere Möglichkeiten, um Reflexivität, Reflexion und Gleichheit, die wesentliche Bestandheite des Vokabulars der Selbstheit, auszudrücken: das wesentliche Sein eines Menschen, das ihn von anderen unterscheidet und das insbesondere als das Objekt von Introspektion oder reflexiver oder reflektierender Aktion betrachtet wird. Das französische „même“, das italienische „stesso“, das spanische „mismo“ bilden Komposita von Selbstheit: moi-même, toi- même, soi-même (ich selbst, du selbst, er/sie selbst); me stesso, se stesso (io selbst, er/sie selbst); yo mismo (ich selbst) usw. Zudem drücken alle Sprachen die Reflexivität in der grammatikalischen Satzstruktur aus, die dem sprechenden Subjekt Urheberschaft/Stimme/Intention zuschreibt. Am anderen Ende des breiten Spektrums finden sich abstrakte Konstrukte aus der Philosophie, verschiedenen humanwissenschaftlichen Disziplinen, aus der Literatur, der akademischen und der Entwicklungspsychologie sowie den Neurowissenschaften.

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