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„Schaffung des Settings“. Er betont, dass die Deutung, so wichtig sie für die „Kur“ und den Erwerb von „Einsicht“ sein mag, im Hinblick auf die Herstellung und Aufrechterhaltung des Analyseprozesses nicht die wichtigste Aufgabe des Analytikers darstellt. Eingeleitet und in Gang gehalten wird der analytische Prozess vielmehr durch die „Schaffung des Settings“, einen konstanten Prozess, in dem die Übertragungsvorgänge des Patienten Ausdruck finden können. Bion (1992 [1963]) pflichtet Freuds Diktum bei, wenn er schreibt, „dass eine Analyse in einer Atmosphäre von Entbehrung geführt werden muss“ (S. 44f.), damit weder Analytiker noch Analysand „zu irgendeinem Zeitpunkt das Gefühl der Isolierung in der intimen Beziehung der Analyse verlieren“ (S. 45). Sein Konzept des analytischen Raumes führt Intimität und Isolation zusammen. Diese Schaffung eines intimen und zugleich abstinenten Settings ist die Voraussetzung dafür, dass eine Atmosphäre entstehen kann, in der die Realität jenseits der Phänomene, das gestaltlose „O“, erfahren und „werden“ kann, statt lediglich intellektuell „gekannt“ zu werden (Bion 1965, S. 153). Das Organisation des Settings kreist um Bions Konzept der „Transformationen“: Sie fördert das Auftauchen eines Gefühls der absoluten emotionalen Wahrheit – eine Veränderung der Gestalt –, häufig verstanden als die Geburt ungeborener Selbstanteile. Autoren aktuellerer Beiträge bringen die zeitlichen und räumlichen Aspekte des äußeren Settings gelegentlich mit dem inneren Setting des Analytikers in Verbindung, um darzulegen, dass es die früheste Ebene des mütterlichen Haltens und der Präsenz der Mutter repräsentiert. Zahlreiche dieser Arbeiten über das Setting/den Rahmen teilen Blegers Fokussierung auf die unbewussten Bedeutungen, die der Rahmen für beide Beteiligte besitzt, und verweisen auch auf Bions Container-Contained-Modell der Objektbeziehungen sowie auf das von Baranger und Baranger (2008) beschriebene Konzept des analytischen Feldes (Civitarese 2008; Churcher 2005; Green 2006).
II. DAS ÄUSßERE SETTING
Raum: die Couch . Freud (1904 [1903]) behandelte seine Patienten, „indem er sie ohne andersartige Beeinflussung eine bequeme Rückenlage auf einem Ruhebett einnehmen lässt, während er selbst, ihrem Anblick entzogen, auf einem Stuhle hinter ihnen sitzt“ (S. 5). Für dieses Arrangement sprach er sich aus mehreren Gründen aus. Da wären zum einen historische Gründe: In den Fallgeschichten aus den Studien über Hysterie erläutert er, dass seine Patientinnen häufig auf einem Ruhebett oder einer Couch lagen, wenn er sie aufsuchte, und dass sie am liebsten mit geschlossenen Augen liegenblieben, während sie über ihr Leiden sprachen. Später nannte er noch einen weiteren, persönlichen Grund für die Vermeidung des Blickkontaktes, nämlich ein unbehagliches Gefühl der Unfreiheit, das ihn überkam, wenn er sich von der Patientin beobachtet
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