Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

Zurück zum Inhaltsverzeichnis

andere mit Giuseppe Civitarese – bearbeitet. Der mit Civitarese herausgegebene Band enthält Levines Beitrag über O, das Ursprungselement psychischer Transformationsprozesse (Levine und Brown 2013; Levine und Civitarese 2016). Levine benutzt den Begriff „Transformationen“ häufiger als die meisten anderen nordamerikanischen Autoren, die über Bions Werk schreiben. So schreibt er, dass laut Bion „die therapeutische Wirkung der Analyse – deren Ziel die Transformation und Erweiterung der Fähigkeit des Patienten, psychisch zu funktionieren, ist – eng mit der Funktion des Analytikers zusammenhängt, sich als Container der projizierten, nicht- verstoffwechselten emotionalen Erfahrung des Patienten zur Verfügung zu stellen“. „Dieser Sichtweise zufolge besitzt das Ich eine lebenswichtige, kontinuierliche Funktion der unbewussten Transformation, Benennung, Signifizierung, Resignifizierung, Organisation und Reorganisation durch Erinnerungsabruf und Assoziation“. Und: „Die Fähigkeit, unbearbeitete rohe Erfahrungsdaten in psychisch repräsentierbare (mentalisierbare) Elemente zu transformieren, ist ein wesentliches Ziel der psychischen Entwicklung, die Essenz erfolgreicher geistiger Aktivität des Menschen und Kern der Transformationsziele des psychoanalytischen Prozesses“ (Levine 2007, S. 963; Levine 2009, S. 342; Levine 2014, S. 218). In allen Fällen verwendet Levine Bions Grundkonzept ohne Modifizierung. III. Bd. Annie Reiner Annie Reiner untersucht das O-Konzept in der Theorie der Transformationen, indem sie seine allumfassenden mystischen, metaphysischen und religiösen Elemente in ihrem Buch Bion and Being (Reiner 2012) ins Zentrum rückt. „O repräsentiert einen unsagbaren metaphysischen Zustand, der sich rationalem Verstehen entzieht und deshalb mit Worten nicht beschreibbar ist“ (S. XII). Sie charakterisiert den psychischen Zustand, der dem Kontakt mit und dem Zugang zu O zuträglich ist, als einen „beängstigenden und unendlichen neuen analytischen Raum“, einen „Ort nicht des Urteils, sondern des erfahrungsgestützten Gewahrweins“, einen „Zustand der Psyche, einen Fluxzustand“, „Selbstheit und Sein“, eine „Art Wahrheit, die wir jenseits bewussten Gewahrseins auf einer instinkthaften Ebene kennen“ und ähnliches mehr (S. XII, 2, 37). Reiner rekurriert auf Dichtung, Religion, Kunst, Philosophie und andere Vertices, um eine Ahnung von dem Konzept zu vermitteln, das sich, wie sie unmissverständlich erklärt, der Sprache und dem kognitiven Denken entzieht (siehe auch 3. Kapitel, „The Quest for Conscience and the Birth of the Mind“ in Rainer 2018). III. Be. Thomas Ogden und Judith Mitrani Zwei weitere nordamerikanische Autoren, Thomas Ogden und Judith Mitrani , integrieren Bions Werk in ihren multidimensionalen Zugang zu primitiven psychischen Zuständen. Ogden hat sich in seinen Aufsätzen und Büchern nicht speziell mit Transformationen beschäftigt, denn sein Interesse gilt vor allem Bions Konzepten

792

Made with FlippingBook - Online magazine maker