Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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der Reverie und der normalen projektiven Identifizierung. Er erwähnt den Begriff „Transformation“ nur selten und benutzt ihn in diesen Fällen auf basale Bion’sche Weise, indem er z.B. schreibt: „Bion postuliert eine Gruppe psychischer Funktionen (die er unter den Oberbegriff ‚Alpha-Funktion‘ stellt), die Sinneseindrücke in eine Form umwandeln, die psychisch registriert, organisiert und erinnert werden kann. Diese transformierten Sinneseindrücke stehen dann dem bewussten und unbewussten Denken zur Verfügung“ (Ogden 1992, S. 139). Mitrani (1996) konzentriert sich in erster Linie auf ähnliche Aspekte des Bion’schen Werks wie Ogden und verwendet auch den Begriff „Transformationen“ auf ähnliche Weise. So beschreibt sie die Container- Funktion als „Alpha-Funktion oder metabolische oder transformatorische Fähigkeit des Containers“ oder als „Fähigkeit, jene projizierten Aspekte des infantilen Erlebens zu entgiften oder ihnen Bedeutung zu geben“ (S. 121). Jahre später schrieb sie, die Mutter müsse „die vollen Wirkung dieser Projektionen in ihrer Psyche und ihrem Körper so lange aushalten, bis sie darüber nachdenken und sie verstehen kann, ein Prozess, den Bion als Transformation bezeichnete“ (S. 68). III. Bf. Louis Brunet Ein Beispiel für einen kanadisch-französischen Ansatz ist Louis Brunets (2010) Synthese des „späten Bion“ (im Sinne von Grotstein 2005) und des französischen Theoretisierens (de M’Uzan 1994). Brunet formuliert eine spezielle klinische Konstruktion des Containments mit „phantasmatischen“ und „realen“ Aspekten, die es in ihrer Verbindung zu verstehen gilt. Brunets komplizierte Taxonomie der fünf Schritte, die zu einer angemessen containenden „transformativen“ Reaktion führen, umfasst Zwischenschritte aus Grotsteins (2005) Konzept der „Induktionen, die die Mutter/den Analytiker berühren“, und de M’Uzans (1994) Amalgam solcher „Induktionen“ mit „aktivierten“ unbewussten Konflikten und Ängsten der Mutter/des Analytikers, das zur Entstehung von „Chimären“ führt. Solche Chimären müssen von der Analytikerin/Mutter „verstanden und transformiert“ werden. Man kann diese Arbeit als eine „psychische Verdauung“ sowohl der Projektionen des Patienten/Kindes als auch der Konflikte und Affekte der Analytikerin/Mutter selbst begreifen, die durch die Projektion aktiviert wurden. Die Analytikerin/Mutter muss einen „verdauten Inhalt“ zurückgeben und dabei vermeiden, dass sie dem Patienten gegenprojektive Identifizierungen sendet (siehe den Eintrag CONTAINMENT). Die Betonung liegt hier auf der transformativen Deutung und lässt Grotsteins Auffassung anklingen. Auf andere Weise war André Green (2006) im französischsprachigen Teil Kanadas von Einfluss, der Transformationen als einen Übergang von Es-Impulsen zu unbewussten Repräsentationen konzeptualisierte.

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