Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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erfüllen. Dieser Kontext erhält das Selbst, und in ihm erfährt es Transformationen (Auchincloss und Samberg 2012). Im klinischen Kontext konzipierte man diesen Prozess als eine „ umwandelnde Verinnerlichung “, durch die der Patient die Fähigkeit erwirbt, die zuvor vom Analytiker erfüllten Selbstobjektfunktionen selbst zu übernehmen (Kohut 1971). Socarides und Stolorow (1984) haben die im Laufe der Entwicklung stattfindenden Transformationen der Affekte im Rahmen der Selbstpsychologie beschrieben und ihre Funktion als „Selbst-Signale“ [self-signals] hervorgehoben. Sie erläutern auch die primäre Rolle der Selbstobjektübertragungsbindung als zentralen transformierenden Faktor in der Entwicklung und stellen die Bedeutung der „optimalen Frustration“, die eine „umwandelnde Verinnerlichung“ ermöglicht, infrage. Transformationsfunktion in The Bi-Personal Field of Robert Langs Gestützt auf Beiträge der postkleinianischen Objektbeziehungstheorien, insbesondere Bion, Winnicott, Racker, Grinberg und Bleger sowie Freud, Stone, Greenson und Gill, Searles und Green und ganz wesentlich angeregt durch die Konzeptualisierung der psychoanalytischen Situation als dynamisches bipersonales Feld von M. Baranger und W. Baranger (1961-62, 1966, 1969, 2008), konstruiert Langs (1976) ein elaboriertes Modell des kommunikativen bi-personalen Feldes mit spezieller Beschreibung der transformativen Eigenschaften insbesondere im Bereich der Felder des Typs B und C. Indem Langs Freuds topische Theorie des Unbewussten, Vorbewussten und Bewussten modifiziert und als tiefes Unbewusstes, Oberflächenunbewusstes und Bewusstes beschreibt und mit der Theorie der Angst als Signal verbindet, betont er weniger die unbewussten Phantasien und Konflikte als vielmehr die unbewusste Wahrnehmung. Emotional besetzte, Angstsignale triggernde Wahrnehmungen werden visuell kodiert und im System des tiefen Unbewussten gemäß den Gesetzen des Primärvorgangs gespeichert. Transformationssubsysteme operieren zwischen den Systemen des tiefen Unbewussten und des Bewusstseins und bewirken zuerst die visuelle Kodierung von Elementen emotional intensiver, unerträglicher unbewusster Perzepte und ihre Speicherung (gemäß den Gesetzen des Primärvorgangs). Deren Transformation und Zugang zur bewussten Psyche werden durch die interaktiv und affektiv abgestimmten deutenden Botschaften im Hier und Jetzt, die wiederum der Analytiker anbietet, unterstützt. Die transformative Deutungsaktivität des Therapeuten wird vom Patienten durch einen komplizierten Prozess des Durcharbeitens zunehmend als eigene Transformationsfunktion introjiziert. Weil die emotional intensivsten, unbewusst vermittelten und kodierten Botschaften unweigerlich Elemente primitiver Todesangst und Projektionen von Todesbildern enthalten, können sowohl Analytiker als auch Patient durch sie beeinträchtigt werden; ihre Transformationsprozesse können sich in einem repetitiven, gegenseitig sich verstärkenden Übertragungs- Gegenübertragungswiderstand innerhalb des bi-personalen Feldes ohne klar gezogene Grenzen gegenseitig behindern. In diesem Kontext beschreibt Langs auch, dass III. Bh. Hybrides Modell: Transformationssubsysteme und

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