Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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dieser ursprünglichen protomentalen, protosymbolischen Matrix auf; in diesem Prozess findet ein Oszillieren statt zwischen einem asymbolischen, unintegrierten Zustand und einem Impuls zu Integration und symbolischer Äußerung. In Anlehnung an Bions Theorie eines protomentalen Apparates definiert Hautmann die asymbolische Matrix als „protomentales Magma“. Das Oszillieren der primitiven Psyche kann durch die Reverie des Analytikers aufgefangen, containt und verstanden werden und durch seine Deutungsaktivität Bedeutung erlangen. Laut Renata Gaddini (1977, 2004) zeigen Langzeitstudien, dass das Kind im Laufe des Entwicklungsprozesses von Körpersensationen zu Wahrnehmungen, Gefühlen und Symbolen und schließlich zum Denken voranschreitet. Das Übergangsobjekt ist der erste beobachtbare Schritt der frühen Symbolisierung und dient der Entwicklung des senkundärprozesshaften Denkens als Grundlage. Auf der Basis dieser Longitudinalstudien konnte Gaddini zeigen, dass die Entwicklung des Körperselbst von der Qualität der Mutter-Baby-Interaktion abhängt. Mental- symbolische Aktivität taucht aus dem Körpererleben auf und hilft dem Kind, Desintegrationsängste zu bewältigen. Seine Phantasie schützt es vor der Desintegration (siehe den Eintrag SELBST).

IV. WEITERE, AUCH ZEITGENÖSSISCHE ENTWICKLUNGEN IN NORDAMERIKA

IV. A. Mannigfaltige einflussreiche Perspektiven früher Autoren (1930er – 1960er Jahre) IV. Aa. Bertram Lewin (1989 [1933]) führte Ferenczis Arbeit über die Symbolik mit Franz Alexanders psychosomatischer Medizin und Freuds Konzept des Körper-Ichs zusammen und stellte klinisches Material vor, das die für bestimmte Psychopathologien typische Körpersymbolik illustrierte. Er zeigte, dass der Körper zu einem Symbol des Phallus werden kann und die Psychopathologie analysierbar ist. Im Kontext seines Konzepts der „Traumleinwand“ (Lewin 1948) erläuterte Lewin (1955), dass eine ganze analytische Sitzung symbolisch für einen Traum stehen kann und die Reaktionen des Analysanden in der Stunde als Äußerungen des Primärvorgangs verstanden werden können. Unter bestimmten Umständen kann man die Symbolik des Analyseprozesses dahingehend verstehen, dass der Analytiker den Patienten durch seine Deutungsarbeit symbolisch aufweckt oder ihn durch seine nicht-deutende Haltung symbolisch schlafen lässt. (1953) erforschte Verzerrungen des Symbolisierungsprozesses und postulierte ein Symbolisierungsspektrum, in dem alle Symbole gleichzeitig (1) bewusste Abstraktionen und begriffliches Denken darstellen, (2) vorbewusste allegorische Äußerungen in Metaphern und (3) psychoanalytische IV Ab. Lawrence Kubie

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