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Deutens seitens des Analytikers detailliert aus. Beide bilden die Säulen, die der psychoanalytischen Situation und dem psychoanalytischen Prozess Struktur verleihen. Die Erklärung der Methode der freien Assoziation zur Einleitung des psychoanalytischen Prozesses beginnt damit, dass der Analytiker dem Patienten darlegt, wie er im Laufe der Analyse mit dem Analytiker kommunizieren sollte; letztlich erklärt er hier, wie die Kommunikation zwischen Patient und Analytiker verlaufen sollte. In “Zur Einleitung der Behandlung“ schreibt Freud (1913c), der Analytiker mache den Patienten mit der Grundregel “von allem Anfang an bekannt“ (S. 468). In dieser Schrift nimmt die denkwürdige Metapher der Fahrt im Eisenbahnwaggon Bezug auf somnolente Bewusstseinszustände und unterstreicht somit das passive Erleben des Einfalls : “Noch eines, ehe Sie beginnen. Ihre Erzählung soll sich doch in einem Punkte von einer gewöhnlichen Konversation unterscheiden. Während Sie sonst mit Recht versuchen, in Ihrer Darstellung den Faden des Zusammenhanges festzuhalten und alle störenden Einfälle und Nebengedanken abweisen, um nicht, wie man sagt, aus dem Hundertsten ins Tausendste zu kommen, sollen Sie hier anders vorgehen. Sie werden beobachten, daß Ihnen während Ihrer Erzählung verschiedene Gedanken kommen, welche Sie mit gewissen kritischen Einwendungen zurückweisen möchten. Sie werden versucht sein, sich zu sagen: Dies oder jenes gehört nicht hieher , oder es ist ganz unwichtig , oder es ist unsinnig , man braucht es darum nicht zu sagen. Geben Sie dieser Kritik niemals nach und sagen Sie es trotzdem, ja gerade darum, weil Sie eine Abneigung dagegen verspüren. Den Grund für diese Vorschrift — eigentlich die einzige, die Sie befolgen sollen — werden Sie später erfahren und einsehen lernen. Sagen Sie also alles, was Ihnen durch den Sinn geht. Benehmen Sie sich so, wie zum Beispiel ein Reisender, der am Fensterplatze des Eisenbahnwagens sitzt und dem im Inneren Untergebrachten beschreibt, wie sich vor seinen Blicken die Aussicht verändert .” (S. 468; Hervorhebg. ergänzt). Die ausführliche Fußnote zu dieser Passage macht den paradoxen Charakter der Grundregel deutlich: “[…] für jeden kommt irgend einmal die Zeit, sich über sie hinauszusetzen” (S. 468, Fn. 1). Diese Zitate enthalten eine der Quellen späterer, zeitgenössischer Entwicklungen, die die Haltung des Psychoanalytikers betreffen. So wurzelt Bions wohlbekanntes Diktum „ohne Erinnerung und Wunsch“ in den hier formulierten Überlegungen Freuds. In „Über Grundprinzipien und Absichten der Psychoanalyse“ beschreibt Freud (1913m), wie der Übergang zur Methode der freien Assoziation zur Entwicklung einer spezifischen Deutungstechnik führte.
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