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erwachsenen Bezugsperson) die intimen Austauschvorgänge mit dem Kind durch rätselhafte Botschaften „kontaminiere“. Andere Autoren erweitern dieses Konzept der Entwicklung, indem sie den Bereich miteinbeziehen, der direkt auf den klinischen Austausch und die Gegenübertragung anwendbar ist. Sie konzentrieren die Aufmerksamkeit auf die „Aktivität der Repräsentation“ und die „Nachträglichkeit der Benennung von Affekten“, durch die das Kind/der Patient „das Ich konstituiert“ (Aulagnier 1975/2001, S. 97), sowie auf die Fähigkeit der Mutter/des Analytikers, eine optimale Distanz zu wahren, um die „für die Entstehung des Denkens notwendige“ (Green 1975, S. 14) Symbolisierung und Repräsentation zu fördern. Auf die klinische Praxis bezogen heißt dies, dass der Analytiker in der Gegenübertragungsposition “ des dezentrierten klinischen Zuhörens (Faimberg 1993) auf alle Formen des unbewussten Austausches und der durch Worte oder Verhalten erfolgenden Transmission von Emotionen, den „ gemeinsamen vermittelten Affekt “ (Parat 1995), hört.
III. WECHSELSEITIGE INTERNATIONALE BEEINFLUSSUNG UND HEUTIGER GEBRAUCH DES KONZEPTS
III. A. Die zeitgenössische freudianische und die Objektbeziehungstheorie In der modernen Ich-Psychologie und Konflikttheorie Nordamerikas unterscheidet Lasky (2002), der detailliert die subtilen Aspekte innerer Zustände und Prozesse des Analytikers in der Sitzung erforscht, in Anlehnung an Arlow (1997) und Abend (1986) zwischen Empathie, analytischem Instrument und Gegenübertragung im eigentlichen Sinn. Blum (1991) untersuchte den analytischen Prozess mit Blick auf die komplexen Zusammenhänge der affektiven Kommunikation im Zwei-Wege-Feld der Übertragung-Gegenübertragung. Innerhalb des intrapsychischen Konfliktparadigmas (Ellman, Grand, Silvan und Ellman 1998) erforschte er insbesondere Probleme, die in der Analyse von Patienten mit spezifischen Schwierigkeiten der Erkennung, des Erlebens, der Kommunikation und der Regulation von Affekten auftreten. Kernberg (1988 [1983]) befasste sich mit der Charakteranalyse von Patienten mit leichter Borderline-Persönlichkeitsstörung und unterschied zwischen chronischer und akuter Gegenübertragung. Er bekannte sich zu Heimanns (1960) Einfluss und schrieb: „Wenn ein therapeutischer Stillstand eingetreten ist, muss der Analytiker seine eigenen emotionalen Reaktionen auf den Patienten untersuchen. Dies kann entscheidend sein für die Diagnose sowohl chronischer Gegenübertragungsverzerrungen (die beherrschender, wenn auch weniger auffällig als akute Gegenübertragungsentwicklungen sind) als auch subtilen, aber sehr starken Übertragungsausagierens, das sonst möglicherweise nicht diagnostiziert worden wäre. In dieser Hinsicht ist die Analyse der emotionalen Gesamtreaktion des Analytikers eine ‚zweite Linie‘ des Vorgehens, wenn die erste Linie – die direkte Erforschung der
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