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Transformationen der in den Narrativen der Sitzung vorkommenden Charaktere repräsentieren demnach „ die Transformationen im analytischen Feld. Die Untersuchung solcher Verbindungen trägt zur Klärung der Öffnung und Schließung eines ‚Kanals‘ zwischen projektiven Identifizierungen (des Patienten) und der Reverie (des Analytikers) bei“ (ebd., S. 3). Ferro (2009) und Civitarese (2008; Ferro und Civitarese 2013) betonen die Verwendung der Psyche des Analytikers und seines Körpers, die – beide in einem Zustand der Reverie gehalten – den Weg zu unbewussten Prozessen weisen, die sich im Patienten, aber auch zwischen Analytiker und Analysand abspielen. Diese Perspektive hat vieles mit dem Konzept der ko-kreierten Interaktionen gemeinsam, das Thomas Ogden, ein in England ausgebildeter nordamerikanischer Analytiker, entwickelt hat. Auch kleinianische Einflüsse sind hier unverkennbar. Ogden zufolge muss die intrapsychische Sichtweise der Übertragung und Gegenübertragung nicht nur um das intersubjektive Bild einer Übertragungs- Gegenübertragungsmatrix ergänzt werden; vielmehr konstituieren diese Perspektiven nach Ogden eine Dialektik, die zu einem (intersubjektiven) „analytischen Dritten“ führt, einer neu auftauchenden Subjektivität , die (analog zum Feld) mehr ist als die Summe ihrer Teile. Auch Green (1973/1999, 2002) kombiniert den intrapsychischen und den intersubjektiven Blickwinkel und definiert im Bezugsrahmen der französischen Psychoanalyse sowie im Einklang mit Winnicotts Schriften über den potentiellen Raum eine weitere Formation auf dem Gebiet tertiärer Prozesse. Seine Variante ist das „analytische Objekt“ (als Objekt der Analyse und in Analyse) als „ drittes Objekt “, das weder zum Analytiker gehört noch zum Analysanden, sondern transitorische Eigenschaften besitzt, die sich in der analytischen Begegnung herausbilden . In Greens Denken verbindet die intersubjektive Beziehung zwei intrapsychische Subjekte: „In der Verflechtung der inneren Welten der beiden Partner des analytischen Paares nimmt Intersubjektivität Substanz an“ (Green 2000, S. 2). III. C. Interpsychischer und intersubjektiver Zwei-Personen-Fokus: Gegenübertragung als „gemeinsame Grundlage“ Ursprünglich europäischen (um es genau zu sagen: italienischen) Ursprungs, hat die Konzeptualisierung des „Interpsychischen“ (neben dem „Intersubjektiven“) im vergangenen Jahrzehnt weltweit an Bedeutung gewonnen (Bolognini 2004, 2010, 2016). In diesem neuen Interesse klingen Freuds Ausführungen über die direkte Beeinflussung zweier unbewusster Systeme nach, an deren Kontakt keine höheren Formen des Bewusstseins oder der Subjektivität beteiligt sind (Freud 1915, 1937a, 1937b). Besonders relevant für die Konzeptualisierung des Interpsychischen sind die von der Feldtheorie beschriebene umwandelnde „Modulierung des Feldes“ (Ferro et al. 2002), Winnicotts Konzept des „Übergangs“ und die Arbeit über Empathie als komplexes Phänomen (Bolognini 2009). In der jüngsten Arbeit von Bolognini (2016)
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