Enzyklopädisches Psychoanalytisches Wörterbuch der IPV

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In den USA und weltweit wurde der intersystemische Zwei-Personen-Ansatz auch von Analytikern befürwortet, die Säuglingsforschung betreiben und/oder systemtheoretisch und/oder selbstpsychologisch orientiert sind. Die moderne Säuglingsforschung mit ihrer Betonung der gemeinsamen Affektregulation und der Affektinfusion (Tronick 2002) könnte sich für die klinische Fokussierung auf interpsychische Transmissionsvorgänge als besonders relevant erweisen. Auf die klinische Arbeit mit erwachsenen Patienten bezogen, betonen viele Autoren die gemeinsame Erzeugung impliziter Regeln für den psychoanalytischen Prozess (Nahum 2013). Allerdings bagatellisieren sie sowohl das Übertragungs- als auch das Gegenübertragungskonzept und betonen stattdessen die förderlichen Begegnungen zwischen Patient und Analytiker. Auch wenn die explizite Verwendung des Gegenübertragungskonzepts und die ausdrückliche Erwähnung der „Gegenübertragung“ seit einigen Jahren in zahlreichen modernen Denkschulen weniger im Vordergrund stehen, bedeutet dies nicht, dass die Beteiligung der persönlichen Seite des Analytikers aus dem Blickfeld gerückt wäre, im Gegenteil: Die Verflechtung der inneren Welten von Patient und Analytiker zählt heute zu den bedeutendsten Untersuchungsschwerpunkten in der Psychoanalyse. Wenn man sich die längere geschichtliche Entwicklung ansieht, zeigt sich, dass die Gegenübertragung zweifellos ein spezifisches Gewicht im Kontext der wesentlichen Elemente der psychoanalytischen Methode erlangt hat. Gabbard (1995) vertrat die Ansicht, dass die Gegenübertragung nicht allein Wissen und Weiterentwicklung fördern könne, sondern dass sie zunehmend zu einer gemeinsamen Grundlage für Psychoanalytiker unterschiedlicher Schulen geworden sei. Er führte dies auf die Formulierung zweiter Schlüsselkonzepte – projektive Identifizierung und Gegenübertragungsenactment – zurück (siehe die Einträge PROJEKTIVE IDENTIFIZIERUNG und ENACTMENT). Nachdem die emotionalen Reaktionen des Analytikers jahrzehntelang als Instrument galten, mit dessen Hilfe er Zugang zur inneren Welt des Patienten finden und sie beeinflussen kann, dreht sich die Diskussion in jüngerer Zeit auch um die Frage, ob und wie die aktive und explizite Verwendung der Gegenübertragung in der analytischen Situation erweitert werden sollte, das heißt, ob und unter welchen Umständen der Analytiker dem Patienten Mitteilung von seiner Gegenübertragung machen sollte, um dessen Verständnis seines eigenen Erlebens zu verbessern (Renick 1999; Gediman 2011; Greenberg 2015). Zurzeit besteht, was die Nützlichkeit dieser Interventionstechnik anlangt, keine Einigkeit.

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