IHK-Global Business Ausgabe 05/2023

EUROPÄISCHE UNION

Unternehmerstimme zum Binnenmarkt

Welche Bedeutung hat der EU-Binnenmarkt für mittelstän - dische Unternehmen in der Region? Wir fragten nach bei Moritz Göttfert, Head of Sales und Mit-Geschäftsführer der GÖTTFERT Werkstoff-Prüfmaschinen GmbH in Buchen. „Die Schaffung des EU-Binnenmarkts hat die Internatio - nalisierung von GÖTTFERT Werkstoff-Prüfmaschinen und das Ziel, Weltmarktführer für Qualitätsprüfmaschinen der Kunststoffe und Elastomere zu werden, erheblich erleich - tert. Davor hatten hohe Zölle und administrative Handelsbe- schränkungen den freien Austausch von Waren erschwert. Produkte und Dienstleistungen können jetzt einfacher und wirtschaftlicher in ganz Europa verkauft werden. Das Unternehmen baute dafür in der gesamtem EU eigenstän - dige Service- und Vertriebsgesellschaften auf. Das Europageschäft ist für GÖTTFERT heute von ent- scheidender Bedeutung. Die Firma hat ihren Hauptsitz und Produktion in Deutschland sowie Tochtergesellschaften für Service und Vertrieb in USA und China. Die Produkte werden in 100 Ländern weltweit verkauft. Europa ist der größte Markt für GÖTTFERT, das Unter - nehmen hat sich seit seiner Gründung darauf konzentriert.

Moritz Göttfert, Head of Sales / Co-CEO GÖTTFERT Werkstoff- Prüfmaschinen GmbH, Buchen

Durch Ausweitung des europäischen Vertriebsnetzes und Einführung neuer Produkte, die auf die Bedürfnisse euro- päischer Kunden zugeschnitten sind, entwickelte sich der EU-Binnenmarkt zu dem für das Unternehmen wichtigsten Markt, noch vor den wirtschaftlich starken Märkten wie den USA, Indien oder China. GÖTTFERT wird in den kommenden Jahren das Netzwerk zu Partnern in europäischen Ländern weiter intensivieren, um die lokalen Marktanforderungen zu erfüllen. Es wäre wünschenswert, dass politisch weiter an administrativen Vereinfachungen gearbeitet wird, beispielsweise bei A1-An - meldungen für temporär im Ausland arbeitende Mitarbei - tende deutscher Firmen.“

gibt noch viele bürokratische Hürden abzubauen, bevor die vier Grundfrei- heiten, auf denen er fußt, vollständig gewährleistet sind. Gleichzeitig wird ihm in den kom- menden Jahren eine noch größere Be- deutung als Absatzmarkt zukommen. Ebenso wird er eine entscheidende Rolle für die europäischen Mitglieds- staaten spielen, um sich auf dem Weltmarkt zu behaupten und seinen Einfluss in der Welt zu stärken.

Gleichzeitig blicken die Unterneh- men pessimistischer als noch vor einem Jahr auf ihre kurzfristigen Ge- schäfte im Binnenmarkt. Dies dürfte hauptsächlich den gestiegenen Kosten für Energie und Strom geschuldet sein. Wie geht es weiter? Tatsächlich birgt der Binnenmarkt in den nächsten Jahren viel Ge- schäftspotential, auch und gerade für deutsche Unternehmen. So können sie indirekt von zahlreichen EU-Förderprogrammen profitieren, ohne dass die Gelder direkt nach Deutschland fließen. Eines der aktuell bedeutendsten Programme ist das 800 Milliarden schwere Aufbauins- trument „Next Generation EU“, das die EU-Kommission aufgelegt hat, um coronabedingten Schäden für Wirt- schaft und Gesellschaft abzufedern. Bei den Projekten, die die Mitglieds- staaten mit EU-Mitteln umsetzen, können sich deutsche Unternehmen als Lieferanten oder Lösungsanbie-

ter einbringen und dadurch in neue Absatzmärkte vorstoßen. Die Mittel sollen vorwiegend in Maßnahmen fließen, die der ökologischen und digi- talen Transformation der EU dienen. Als europäische Antwort auf den amerikanischen „Inflation Reduction Act“ wurde darüber hinaus im März der Green Deal-Industrieplan verab- schiedet. Ziel ist es, Europa “grüner” und seine Wirtschaft klimaneutral zu machen. Gleichzeitig entstehen Geschäftsmöglichkeiten in allen Seg- menten grüner Technologien, wie im Bereiche Solar- oder Windenergie, bei nachhaltiger Mobilität und anderen Lösungen, die zur Reduktion von Treibhausgasemissionen führen. Erfolgsgeschichte setzt sich fort Insgesamt ist der Binnenmarkt eine der größten Errungenschaften der Europäischen Union und hat einen wesentlichen Beitrag zur Integration der europäischen Wirtschaft geleistet. Doch er ist nicht vollendet, und es

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