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sind eine bedeutsame Frischwasserquelle, lebenswichtig für Hunderte Tierarten, von Jaguaren bis zu Tapiren, sowie für Millionen Mexikaner und Touristen. Die Maya haben über Jahrhunderte hinweg zeremonielle Objekte in Cenoten niedergelegt. Besonders kritisch ist der Umstand, dass viele der Cenoten miteinander verbunden sind. Wird ein Teil des Wassers verseucht, erklärt Rojo, ist das ganze Wasser gefährdet. Und da die Wasseradern ins Meer münden, gelangt der Schadschlamm aus den Pfeilern auch bis ans Mesoamerikanische Riff, schä- digt die Strände von Cancún und die Man- groven entlang der Küste, den Dschungel und seine Tierwelt. Aus Rojos Sicht könnte alles verloren gehen – ein Ökozid, wie er es nennt. Und das alles für einen Zug. DER TREN MAYA rollt in den Bahnhof von Cancún ein. Die Klimaanlage summt, alles ist makellos sauber. Das Terminal mit seiner stylishen Architektur und üppig begrün- ten Pflanzkübeln verdeutlicht, warum der „Maya-Zug“ eines der teuersten Infrastruk- turprojekte in der Geschichte des modernen Mexiko ist. Die Strecke wurde im Dezember 2024 vollständig in Betrieb genommen, kos- tete schätzungsweise 30 Milliarden US-Dol- lar und bildet eine große Schleife um die Halbinsel Yucatán – 1554 Kilometer Schie- nen, 34 Haltestellen und über drei Dutzend Züge, die mit Spitzengeschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern in beide Richtungen verkehren. Einige Gleisabschnitte verlaufen auf erhöhten Viadukten. „Der Zug ist ein Meisterwerk“, sagt der Öko- loge und Höhlentaucher Germán Yáñez, einer Der Cenote ist Teil eines wabenartigen Höhlen- netzwerks südlich von Playa del Carmen. Sein Wasser sollte eigentlich kristallklar sein. Statt- dessen watet der Biologe Roberto Rojo durch eine trübe Schmutzbrühe. Ursache sind die Stahlpfeiler, die durch die Decke getrieben wur- den und das Grundwasser verunreinigt haben.

FOTO: ROBBIE SHONE

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