NATIONAL GEOGRAPHIC

EXP LORER

99,999% der TIEFSEE sind ein RÄTSEL

Katy Croff Bell will das ändern – mit einem neuen Gerät, das Wissenschaftlern helfen soll, die finsteren Tiefen zu erforschen.

Text von ANDREW S. LEWIS

WIR WISSEN FAST NICHTS über den Boden der Tiefsee. Nach jahrzehntelanger Erkundung ist dies noch immer der am wenigsten erforschte Lebensraum der Erde. Katy Croff Bell hat dieser blinde Fleck lange irritiert; schließlich bedeckt die Tiefsee rund zwei Drittel unseres Planeten und trägt ent- scheidend dazu bei, Kohlenstoff zu binden und das Klima zu regulieren. Als Meeres- forscherin und National Geographic Explo- rer hat sie Dutzende Expeditionen überall auf der Erde geleitet. Und so machten sich Bell und einige ihrer Forscherkollegen vor Kurzem daran, das Ausmaß unserer Wis- senslücken zu bestimmen. Die National Geographic Society präsentiert gemeinsam mit Rolex die Berichterstattung in die- sem Artikel im Rahmen der National Geographic und Rolex Perpetual Planet Ocean Expeditions.

Das Ergebnis war sogar schlechter als gedacht: Nur 0,001 Prozent des Tiefseebo- dens ist bisher bildlich erfasst worden. Zwar hat es seit den 1950er-Jahren rund 44000 Tiefseetauchgänge gegeben, doch viele kon- zentrierten sich auf dieselben Positionen. Lediglich um die 12000 einzelne Stellen wurden erforscht. Ein weiteres Ergebnis: Fünf einkommensstarke Länder verant- worten fast alle Tauchgänge. Eine Ursache für dieses Monopol liegt in den Kosten der Tiefseeforschung. Der Preis für ein moder- nes Gerät wie ein Tiefseetauchfahrzeug liegt bei Zehntausenden bis zu Millionen Dollar. Seit fast zehn Jahren arbeitet Bell daran, die Tiefsee zugänglicher zu machen. Das Vorhaben gewann 2018 an Fahrt: Sie versam- melte fast 250 Forscher am MIT Media Lab, um darüber zu diskutieren, wie sich unser Wissen über den Meeresboden erweitern

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