NATIONAL GEOGRAPHIC

Planeten zu machen. „Wenn es dort Städte gäbe, würden wir die Lichter sehen.“ Die Magie entsteht durch den Standort Mond. Er ist ein einzigartiger Ort, um den Weltraum zu erforschen – deutlich besser als von der Erde aus, sogar als aus dem All, weil auf der Mondrückseite Funkstille herrscht. Dass der Mond im Grunde keine Atmosphäre hat, gibt optischen Telesko- pen nahezu unbegrenzte Auflösung. Das Teleskop, das Leben im Planeten- system Trappist-1 fotografieren könnte, wäre eine kreisförmige Anordnung von etwa 30 miteinander verbundenen Tele- skopen. So entstände praktisch ein einziger Spiegel mit 19 Kilometer Durchmesser. Es gibt bereits Studien, die beschreiben, wie es sich entwerfen und betreiben ließe. Was fehlt, ist die Infrastruktur. Der Bau eines Hyperteleskops wird Raketen erfor- dern, die all die kleinen Teleskope liefern. Es wird Landeflächen auf dem Mond und eine Flotte von Robotern brauchen, um die Fracht zu entladen. Jedes einzelne Tele- skop in der Anordnung muss mit absolu- ter Präzision positioniert werden. Für den Betrieb des Hyperteleskops wird ständige Stromversorgung nötig sein (sogar wäh- rend der Mondnacht, die 14 Tage andau- ert) sowie eine enorme Bandbreite für den Datentransfer, um die Bilder zur Erde zu schicken. Es wird Wartung und Reparatu- ren brauchen, vielleicht durch Astronau- ten, die auf dem Mond stationiert sind. Die Idee eines Teleskops, das einzelne, mehr als 378 Billionen Kilometer entfernte Planeten fotografieren kann, hat einen unglaublichen Reiz für Wissenschaft und Metaphysik. Trotzdem werden wir all diese Infrastruktur nicht nur für ein einzelnes Teleskop errichten – im Gegenteil. Das

Hyperteleskop wird wie weitere erstaun- liche Forschungsprojekte vermutlich der Bonus eines neuen Wettlaufs ins All sein, der gerade an Fahrt aufnimmt. Das Ziel: eine dauerhafte menschliche Präsenz des Menschen auf dem Mond etablieren. Innerhalb der nächsten sechs Jahre sind mehr Mondlandemissionen geplant als in den vergangenen 60 Jahren. Die NASA schickt mit dem Artemis-Programm wie- der Astronauten zum Mond. Die Mission Artemis 2, geplant für 2026, soll zunächst den Mond umrunden, mit Artemis 3 sollen ein Jahr später Menschen dort landen. Chi- nas Raumfahrtbehörde will im Jahr 2030 die ersten chinesischen Astronauten auf den Mond bringen. Indien hat bereits 2023 einen Lander auf den Mond gesetzt und plant eine Mission, um Mondgestein zur Erde zu bringen. Und das sind nur ein paar der Länder mit Mondambitionen. Unab- hängige Missionen von einem Dutzend oder mehr privaten Unternehmen wol- len Roboter auf dem Mond einsetzen; im vergangenen Juni stürzte etwa die Sonde einer japanischen Firma dort ab. Hier auf der Erde arbeiten täglich Tausende von Menschen daran, die Grundlage für die neue Zukunft des Mondes zu schaffen: Sie entwerfen Landeflächen, Bauroboter, Habitate für Menschen, ein Stromnetz, Kommunikationssatelliten und sogar robotergestützten Ressourcenabbau. Um mir die Zukunft des Mondes vorzu- stellen, habe ich mit Dutzenden Menschen gesprochen, die sich der Erschließung des Mondes verschrieben haben – CEOs und Ingenieure, Ökonomen und Wissenschaft- ler; mit Menschen, die für Unternehmen mit 100 000 Beschäftigten arbeiten – oder für risikokapitalfinanzierte Start-ups mit nur einem Dutzend Mitarbeitern. Ob wir Erfolg haben werden oder nicht, sagen sie, wird abhängig sein von Geld, Zielstrebig- keit und von den Überraschungen, die der Mond für uns bereithält. Grob gesagt: zwei Wege sind möglich.

TV-Tipp

Wie alles anfing, zeigen wir mit der Doku Apollo: Missionen zum Mond. Samstag, 6. September, 22.35 Uhr, auf NATIONAL GEOGRAPHIC.

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