Und damit ließe sich Geld machen. Der gesamte Vorgang könnte von einem klei- nen menschlichen Team geleitet werden, das in der Weltraumfabrik arbeitet und den Ablauf auf der Mondoberfläche über- wacht. Andere Firmen könnten als Zulie- ferer gutes Geld verdienen. Wird der Mond mit genügend Fantasie, Ausdauer und Geld erschlossen, dann könnte er bis zum Jahr 2100 ein Hightech- Standort werden: ein geschäftiger, wenn auch abgelegener Ort, an dem wichtige, herausfordernde Arbeit stattfindet, die große Gewinne bringt.
Der Reiz von Wasservorkommen auf dem Mond ist leicht zu verstehen. Hun- derte Liter Wasser von der Erde dorthin zu fliegen, allein um bescheidene Mondbasen zu versorgen, würde Millionen von Dollar kosten. Aber Wasser ist vor allem entschei- dend, weil es leicht in Wasserstoff und Sauerstoff aufgeteilt werden kann. Wenn der Mond nutzbares Wasser besitzt, hat der Mensch dort Sauerstoff zum Atmen; und, noch viel wichtiger, er kann Wasserstoff und Sauerstoff verwenden, um Raketen- treibstoff herzustellen. Sollte es in den kalten, permanent be- schatteten Kratern am Südpol tatsächlich Eis geben, das man abbauen und zu nutz- barem Wasser verarbeiten kann, verhält es sich in etwa wie mit dem Regolith: eine scheinbar einfache Ressource, die vieles ermöglich kann. Bisher hat es niemand geschafft, eine Messsonde in einem Krater am Südpol zu landen, um herauszufinden, wie viel Was- ser es nahe der Oberfläche gibt und in wel- cher Form. Aber Sonden im Orbit sowie weitere Untersuchungen weisen zuneh- mend darauf hin, dass die leichte Verfüg- barkeit von Wasser auf dem Mond eine Illusion ist, wenn nicht eine Fantasie. Zehnjährige Untersuchungen zeigen: Sollte Wasser in den Kratern am Pol vor- kommen, dann möglicherweise eher in Form von Frost – gefrorene Körnchen, die unter den Mondstaub gemischt sind, so wie Muschelfragmente, die im Sand des Strandes auftauchen. Wasser könnte auch tief unter der Oberfläche verborgen sein. Es wäre also wesentlich weniger leicht zugänglich, als viele gehofft hatten. Es scheint, dass sehr „nasser“ Mondstaub höchstens fünf Prozent seines Gewichts an Wasser enthält. Um 375 Liter Wasser zu erhalten, müsste man 7,25 Tonnen Regolith ausgraben und verarbeiten. In der Praxis wird Wasser, das in den durchgängig beschatteten Kratern am Südpol eingeschlossen ist, unglaublich
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DIE LANDSCHAFT AUF der Mondoberfläche besteht aus Ebenen und Gebirgskämmen, aus Bergen, Tälern und Kratern. Überall grauer Staub. Es gibt weder eine spürbare Atmosphäre noch die Witterungseinflüsse von Wind oder Regen, so sieht man die Landschaft klar und scharf. Man kann sehr weit blicken. Die Erde schwebt am schwar- zen Himmel des Mondes, strahlend blau, etwa viermal so groß wie der Mond von der Erde aus erscheint. Was man dort nicht sieht, ist eine der Substanzen, die alles Leben auf der Erde antreibt: Wasser. Ohne Wasser ver- schwindet diese Vision einer boomenden Mondwirtschaft im Jahr 2100; die Verspre- chungen auf unbegrenzte Energie für die Erde und ein Megateleskop wackeln. Wir wissen, dass es Wasser auf dem Mond gibt. Es wurde erstmals von einem Instru- ment der NASA erfasst, das im Jahr 2008 an Bord der indischen Raumsonde „Chan- drayaan-1“ mitflog; eine zweite NASA- Sonde im folgenden Jahr bestätigte den Fund. Der heutige Wirbel um den Mond entspringt nicht zuletzt dieser Entdeckung.
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