der Erde ist das nicht möglich. Es ist einfach zu laut, zwischen der Atmosphäre und dem Lärm all unserer eigenen elektromagnetischen Strah- lung. Einer der stillsten Orte im Sonnensystem, stellte sich heraus, ist die Rückseite des Mondes. Mahesh ist Teil einer Gruppe von Wissen- schaftlern und Ingenieuren, die FarView entwi- ckeln. Dieses Radioteleskop würde die Funkstille des Mondes nutzen, um mit 100000 verknüpf- ten Antennen der Geburt des Universums zu lauschen. Das Projekt will sich auf Technologie stützen, die gerade von Unternehmen entwickelt wird: FarView soll sich auf dem Mond selbst errichten – dank robotischer Rover, die Regolith schmelzen und Antennenkabel pressen.
Wie die Fuß- spuren von Astronauten könnten Über- bleibsel von Missionen über Millionen von Jahren zurück- bleiben – wie diese Ver- suchsstation von Apollo 17.
FOTO: NASA/JSC/ASU
Eine dynamische Wirtschaft auf dem Mond ist sowohl eine gute als auch eine schlechte Nachricht für die Wissenschaft. Sie könnte den Grundstein für FarView legen – oder das Projekt unmöglich machen. Nokia hat zu Beginn des Jahres 2025 einen Rover zum Mond geschickt, um zu testen, wie Mobilfunkübertragungen auf dem Mond funktionieren. „Das ist toll“, sagt Mahesh. „Es ist entschei- dend, die Kommunikation zu verbessern.“ Aber Mobilfunkempfang könnte das Vorhaben stören, die leisen Funksignale des frühen Uni- versums zu untersuchen, wenn er nicht ausreichend abgeschirmt ist. Die Gefahr besteht, sagt Mahesh, dass die Funkübertragungen von routinemäßigen Abläufen auf dem Mond „die Funkstille der Umgebung beeinträchtigen oder zerstören“. Die Zeit, um diese Ruhe nachhaltig zu schützen, ist jetzt. Mahesh spricht aus Erfahrung. Im Jahr 2023 wurde die zweite Generation der Satelliten von Elon Musks Netzwerk Starlink in den Erdorbit geschossen, um vom Weltraum aus Internetzugang zu bieten. Diese Satelliten haben es unmöglich gemacht, bestimmte Signale aus dem Weltall zu hören – und damit einigen wichtigen Radioteleskopen auf der Erde die Sicht geraubt. Im Moment gibt es keine bindenden internationalen Vereinbarun- gen zum Naturschutz auf dem Mond. Aber neue Ideen keimen auf, um damit anzufangen, den Mond vor dieser Art von Beschädigung zu bewahren. Der britische Planetologe Ian Crawford hat eine inter- nationale Vereinbarung vorgeschlagen. Sie soll festlegen, dass der Nordpol des Mondes dauerhaft vor menschlicher Aktivität geschützt wird. Eine Art Yellowstone-Nationalpark für den Mond, damit wir immer die Möglichkeit haben, zu einer unberührten Region des Mondes zurückzukehren. Eine andere Idee ist ein internationales Regelwerk. Es soll die Voraussetzung schaffen, dass jede Erschließung des Mondes für das bloße Auge von der Erde aus unsichtbar bleibt – damit niemand blinkende Lichter von Baustellen und Abbaubetrieben sehen muss, wenn er nachts zum Mond emporblickt.
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