Mit jeder Landung einer Sonde verliehen wir dem Mond eine fast vollständig „neue“ Atmosphäre von Gasmolekülen.
landen – dies ist nur fünf Ländern gelun- gen. Intuitive Machines hat es zweimal geschafft. Beeindruckende Erfolge für eine kleine Firma, beide Lander überlebten ihre jeweilige Ankunft auf dem Mond. Aber sie konnten ihre Missionen nicht erfüllen, aus einem einfachen und ernüchternden Grund: In beiden Fällen landete die Sonde auf unebenem Gelände in der Nähe des Südpols. Das Raumfahrzeug fiel um, was es weitgehend nutzlos machte, nach Jah- ren der Arbeit und Investitionen im zwei- stelligen Millionenbereich. Sollte sich der Mond als schwieriger er- weisen, als Firmen wie Intuitive Machines hoffen, könnten ihre Investoren müde werden. Wenn das Versprechen auf Was- ser verblasst, könnte die Begeisterung der Geldgeber folgen. Vielleicht verbringen wir zwanzig Jahre damit, dafür zu kämpfen, dass ein Leben auf dem Mond funktioniert, dass dort eine autarke Wirtschaft entsteht – und dann verläuft alles im Sande. Viel- leicht stehen auf dem Mond am Ende nur die Überreste von unfertigen Stützpunk- ten. Sie würden für Millionen von Jahren auf dem Mond überdauern, ein Zeugnis unseres Scheiterns. Der Mond wird bald ein geschäftiger Ort sein: Zwischen heute und 2030 sind 84 staatliche und kommerzielle Missio- nen angekündigt. Wirtschaftliche Fak- toren werden letztlich bestimmen, was danach passiert. Aber bemerkenswert ist eine andere Motivation, die Unternehmer, Ingenieure, Wissenschaftler und Astrophy- siker wie Joseph Silk und Nivedita Mahesh gleichermaßen äußern: Staunen. Unsere Faszination und Wertschätzung für den Mond basieren auf diesem Stau- nen. Man kann es hier auf der Erde fühlen, wenn man an einem Sommerabend nach draußen geht und den Vollmond aufgehen sieht, tief und riesig, hell am Horizont. Man fühlt das Staunen, wenn man auf die hypnotisierenden Bilder von der Mond- oberfläche blickt. Man hört das Staunen
in den Stimmen der Apollo-Astronauten, die über die Mondoberfläche wandelten. Staunen treibt das neue Zeitalter des Mondes ebenso an wie Opportunismus. FarView mag realitätsfern scheinen, wie ein Hyperteleskop, das Leben auf weit ent- fernten Planeten entdecken kann. Aber genau das schienen auch die Apollo-Mis- sionen, das Internet oder das Manhattan Project. Mahesh hofft, dass das FarView- Team schon im kommenden Jahr erste Testantennen auf dem Mond nutzen kann; 2030 soll eine größere Aufstellung folgen. Um 100 000 Antennen einzurichten, sagt sie, „musst du mit einer anfangen“. Für Mahesh ist es von enormer Dring- lichkeit, die Geheimnisse unseres 13,8 Milliarden Jahre alten Universums zu entschlüsseln. „Wir müssen das Bild ver- vollständigen“, sagt sie. „Wollen wir nicht wissen, woher der erste Stern gekommen ist? Wir sind aus Sternenstaub. Wollen wir nicht wissen, wo wir hergekommen sind? Das ist der einzige Weg.“ j
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