Holz zu dämpfen, muss nicht kompliziert sein . Ein Tapetenablöser erzeugt den benötigten Dampf, Vakuumschläuche aus der Küche geben eine prima Ad-hoc-Dampfkammer ab
Position. Genau diese Eigenschaft macht man sich beim Dampfbiegen von Holz zunutze. Dampfbiegen: leichter als gedacht Wer in den Weiten des Internets nach Tipps zum Dampfbiegen sucht, wird jedoch schnell entmutigt. Es scheint, als wäre dies ein komplizierter Vorgang, für den große Dampfkammern und komplizierte Vorrich- tungen vonnöten wären. Wenn ein Kut- schenrad gebogen werden soll, trifft dies wohl auch zu. Für Kleinteile, wie sie in der Holzwerkerpraxis benötigt werden, ist ein solcher Aufwand jedoch
verabschieden, große Querschnitte auf einmal biegen zu wollen. Sicher nimmt die Elastizität des Holzes durch das Dämp- fen deutlich zu. Dennoch wird das Material durch das Biegen unter erheblichen Stress gesetzt. Dieser Stress entsteht durch eine Dehnung der Holzfasern am äußeren Kur- venradius und deren Komprimierung an der Innenseite. Je dicker der Querschnitt des Holzes, desto stärker kommt dieser Effekt zum Tragen. Die Gefahr, dass das Holz trotz Dämpfens beim Biegen reißt, nimmt mit jedem Millimeter Materialstärke exponenziell zu. Sind größere Querschnitte gefragt, tut man sich daher einen Gefal- len, diesen durch ein Laminat mehrerer dünner Leisten zu erreichen, die nach dem Dämpfen in der Biegeform verleimt
unnötig. Für das gelegentliche Dämpfen reichen nämlich einfache „Hausmittel“, die günstig zu besorgen, dabei in vielen Haushalten bereits vorhanden sind und sich bei Nichtgebrauch leicht verstauen lassen: Benötigt werden lediglich Va- kuumierschläuche als Meterware, ein güns- tiger Dampftapetenablöser sowie halbwegs wasserfestes Klebeband. Wenn das Holz nicht nur irgendwie, sondern in eine prä- zise Form gebogen werden soll, ist zusätz- lich noch der Bau einer Biegeform vonnö- ten. Wie Sie hierfür vorgehen, ist auf Seite 32 beschrieben. Ach ja, und letztlich sei auch noch eine Werkstatt-Binsenweisheit zitiert: Zwingen kann man nie genug haben ... Wer den Aufwand überschaubar halten will, sollte sich auch von dem Gedanken
HOLZAUSWAHL UND VORBEREITUNG Nicht jedes Holz lässt sich gleich gut biegen – vor allem nicht in jede Richtung. Was Sie beachten sollten, um Fehlschläge zu vermeiden. Grundsätzlich lässt sich jedes Holz nach der Behandlung mit Wasserdampf besser biegen als im trockenen Zustand. Doch wenn die Biegeradien enger werden und die Winkel größer, sind die Erfolgs- aussichten nicht mit jedem Holz gleich groß. Am besten geeignet sind feinporige Laubhölzer wie Esche, Eiche oder Ahorn. Auch Obsthölzer wie Kirsche oder Apfel lassen sich im Grunde gut biegen, sofern Stücke mit geradem Faserverlauf zur Verfügung stehen. Nadelhölzer wie Fichte oder Kiefer sind dagegen wegen ihrer faserigen Struktur und des hohen Harzanteils nicht gut für das Dampfbiegen geeignet . Bei der Auswahl der richtigen Stücke sollte man sich bewusst machen, dass Holz beim Biegen immer entlang der Holzfaser reißt. Mögliche Bruchstellen befinden sich also immer dort, wo die Jahresringe aus der Oberfläche der Leiste hinausgehen. Solche Bereiche sollten also nie an der größten Biegung des Holzes platziert werden. Ideal sind Holzleisten mit einem perfekten Fladerschnitt, d.h. mit liegenden Jahresringen und parallel zur Holzoberfläche verlaufender Faserstruktur. Wie die Jahresringe im Holz verlaufen, können Sie in Grenzen während des Zuschnitts beein- flussen. Das runde Bild links zeigt, wie Sie Leisten aufsägen sollten, um einen Fladerschnitt zu erhalten. Zu guter Letzt sollten Sie auch nach luftgetrockneten Hölzern Ausschau halten . Durch die technische Kammertrockung (die praktisch alle im Baumarkt erhältliche Hölzer durch- laufen) verändert das Lignin leider seine Zellstruktur und wird zu spröde, um das Holz erfolgreich über Dampf biegen zu können.
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