Toolbox Religion

Basisinformationen

Christentum

die in der Geschichte des Christen- tums und seiner Theologie bisher weit- gehend verdrängte oder unterdrückte Sichtweise von Frauen zur Geltung bringen. Ihr Ziel ist es, eine einseitige patriarchalische, auf den Mann kon- zentrierte Deutung des Christentums zu überwinden. Dazu gehört der femi- nistische Blick auf die Bibel (z. B. in der 2006 erschienenen „Bibel in ge- rechter Sprache“), ebenso der Blick auf große Frauengestalten und Aussa- gen über weibliche Züge Gottes. Sie beschäftigt sich außerdem mit der Rol- le der Frau in der Kirchengeschichte und den urchristlichen Gemeinden. Die feministische Theologie hat sich auch für die Durchsetzung von Frauen in kirchlichen Führungspositionen ein- gesetzt. In den evangelischen Kirchen können Frauen seit den 1950er Jahren Pfarrerinnen werden, in den anglika- nischen seit Beginn der 1970er Jahre. Die katholische und orthodoxe Kirche lehnen die Priesterweihe für Frauen weiterhin ab.

von dieser Erfahrung befragte man die Bibel und kirchliche Traditionen nach Anstößen für eine befreiende Praxis, um die Wirklichkeit der Unterdrück- ten und Armen zu verändern. „Befrei- ung“ war der Schlüsselbegriff, der die biblische Botschaft mit den konkreten Handlungsschritten zur Befreiung der Menschen aus unwürdigen Verhältnis- sen verbindet. Diese Theologie ver- stand sich nie als reine Wissenschaft, sondern war immer mit konkreten praktischen Schritten und Forderun- gen verbunden. Schwarze Theologie tritt für die Rech- te der Menschen ein, die aufgrund ih- rer schwarzen Hautfarbe diskriminiert und ausgebeutet werden. Sie entstand vor allem in Ländern Afrikas, beson- ders in Südafrika zur Zeit des Apart- heidregimes. Die Feministische Theologie hat sich im Umfeld der Frauenbewegung Mitte der 1970er Jahre als eine Form der Be- freiungstheologie zunächst in Nord- amerika, dann in Westeuropa etab- liert. Inzwischen hat sie auch in den Entwicklungsländern Fuß gefasst. Die Feministische Theologie stellt die strukturelle Unterdrückung der Frau in den Mittelpunkt und tritt für die Rech- te der Frau als gleichberechtigtes Eben- bild Gottes ein. Sie setzt sich kritisch mit den herkömmlichen Glaubensvor- stellungen auseinander und möchte

Papst Benedikt XIV. mit Jugendlichen beim Weltjugendtag in Sydney 2008

Bedeutung des Christentums für Jugendliche Laut der 15. Shell Jugendstudie von 2006 haben sich Jugendliche „weitge- hend von Religion und Kirche“ verab- schiedet. Die meisten Jugendlichen pflegen eine Art „Religion light“. Sie sind fast immer konfessionell gebun- den und haben „eine zwar positive, aber wenig intensive Beziehung zur Kirche“ . Nur 30% der Jugendlichen bekennen sich in einem kirchennahen Sinn als religiös, indem sie an einen persönlichen Gott glauben. Weitere 19% glauben an eine unpersönliche höhere Macht . Viele Jugendliche, be- sonders die jüngeren sind glaubensun- sicher (23%). Weitere 28% meinen, dass es weder einen Gott noch eine hö- here Macht gibt . Für viele westdeut-

sche Jugendliche, die in irgendeiner Weise konfessionell gebunden sind, spielen die regelmäßigen Kirchentage (konfessionelle Großveranstaltungen, in denen es zum Austausch zwischen Kirche, Kultur und Politik kommt) eine wichtige Rolle. Die Kirchentage spie- geln die Pluralität der Glaubensrich- tungen und Themen wieder, mit denen sich Kirche beschäftigt und Jugendliche können neue Formen der christlichen Spiritualität erfahren. Viele Jugendliche, die nicht konfessionell gebunden sind, sich aber dennoch für Spiritualität inte- ressieren, basteln sich eine „Patchwork- Religion“ zusammen, in der das Chris- tentum als ein Element neben anderen vorkommt. In dem Maße, in dem die Begegnung mit Jugendlichen anderer Glaubensrichtungen zunimmt, werden

32

33

Made with FlippingBook - Online catalogs