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Christentum

Mystik Eine besondere Frömmigkeitsform ha- ben die Mystiker. Mystik (griech.: alle Sinne verschließen) ist eine Glaubens- form, die in allen großen Religionstradi- tionen verbreitet ist. Mystische Fröm- migkeit möchte sich fernab von allem Weltlichen versenken, um ein „Eins­ werden der Seele mit Gott“ ( unio mysti- ca ) zu erreichen. Meditation und Kon- templation – im Mittelalter auch Praktiken wie die Askese – sind daher die bevorzugten Frömmigkeitsübungen, um dem Ziel der erfahrbaren Verbin- dung mit Gott näher zu kommen. Nach Überzeugung vieler Mystiker/ -innen befindet sich in jeder menschli - chen Seele ein „göttlicher Funken“. Im tiefsten Inneren sind Gott und Seele mit- einander verwandt. Vielen Mystiker(inne) n ist eine Weltfremdheit nachgesagt wor- den. Doch nach der „Hinreise“ zu Gott folgt oft die „Rückreise“ in die Welt und den Alltag. Nicht nur im katholischen, sondern auch später im evangelischen Christentum gibt es eine reiche mystische Tradition. Gemeinsam ist vielen Mystiker(inne)n eine kritische Haltung gegenüber der kirchlichen Institution. Die Schriften der Mystiker/-innen hatten nicht nur eine innerkirchliche, sondern eine allgemeine geistesgeschichtliche Bedeutung, u.a. auch für die Entwick- lung der deutschen Sprache. Die Blüte der deutschen Mystik war zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert. Sie wurde vor allem in den Klöstern von

sind, zur Ehre Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Ba- sisformel). Beim Weltkirchenrat geht es um theologische und kirchliche Themen, aber auch um politische Fra- gen wie die Folgen von Globalisierung und ungerechter Weltwirtschaft, Ras- sismus, Sexismus, Menschenrechte oder Befreiungsbewegungen. Zurzeit gehören dem Weltkirchenrat 330 anglikanische, orthodoxe und pro- testantische Kirchen an. Sie vertreten gemeinsam rund 450 Millionen Gläu- bige. Die römisch-katholische Kirche ist bis heute aufgrund ihres besonderen Kirchenverständnisses kein Mitglied, obwohl es Annäherungen gibt. So ar- beitet sie in der Kommission für Glau- ben und Kirchenverfassung mit. Theologie der Befreiung Innerhalb der christlichen Theologie hat es immer Bewegungen gegeben, die sich mit der politischen, gesell- schaftlichen und kulturellen Situation der Menschen in einer globalisierten Welt auseinander setzen. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entstand in den damals so genannten „Ländern der Dritten Welt“, zunächst in Latein- amerika, die Befreiungstheologie. Die Theologie der Befreiung ist eine konfessionsübergreifende Theologie. Ausgangspunkt war die Erfahrung von Unterdrückung und Armut. Ausgehend

Männern wie von Frauen gelebt. Zu den berühmtesten Mystikerinnen und Mystikern gehören Meister Eckhart, Johannes Tauler, Hildegard von Bin- gen, Theresa von Avila sowie in der Neuzeit Dorothee Sölle, die in ihrem Buch „Mystik und Widerstand“ auf- zeigt, dass Kontemplation und politi- sches Engagement keine Gegensätze sind, sondern sich im Gegenteil gut er- gänzen können.

Christentum heute Ökumenische Bewegung

Seit dem 20. Jahrhundert gibt es eine ökumenische Bewegung (griech.: oikoumene : die ganze bewohnte Erde betreffend), d. h. eine Einigungsbewe- gung christlicher Kirchen. Ihr Ziel ist es, die Einheit der Kirchen in der Ver- kündigung von Jesus Christus und eine Einheit im Dienst an der Welt zu errei- chen. Ausgangspunkt dieser Bewe- gung war die Mission, d. h. die Ver- kündigung der christlichen Botschaft in anderen Ländern und Kontinenten. Schlüsselereignis war 1910 die Welt- missionskonferenz in Edinburgh. Dar- aus entstand 1948 der Ökumenische Rat der Kirchen (auch Weltkirchenrat) mit seinem heutigen Sitz in Genf. Er begreift sich als eine Gemeinschaft der Kirchen, die sich zu Gott und Christus bekennen und „gemeinsam zu erfüllen trachten, wozu sie berufen

Chorgestühl in der Kathedrale von Canterbury

ihrer Tradition vereint die anglikani- sche Kirche sowohl katholische als auch evangelische Elemente, wobei die katholischen Elemente in der Liturgie und die evangelischen Ele- mente in der Lehre bzw. der Theologie bestimmend sind. Die anglikanische Kirche ist im 16. Jahrhundert nicht durch eine Reformation entstanden, sondern durch einen persönlichen Bruch des englischen Königs Heinrich VIII mit dem Papst. Die anglikanische Kirche versteht demnach die Reforma- tion nicht als Bruch, sondern als not- wendige Reform der katholischen Kir- che. Damit ist die anglikanische Kirche sowohl katholische als auch reforma- torische Kirche.

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