Toolbox Religion

Basisinformationen

Christentum

 Der Mensch findet allein durch sei - nen Glauben Gnade vor Gott (lat. sola gratia ) und muss dafür keine Werke vollbringen.  Ausrichtung der Gottesdienste an der Heiligen Schrift (Predigt ist zen- tral). Verkündigung des Wortes Got- tes steht gleichrangig neben den Sakramenten.  Es gibt nur zwei Sakramente (statt sieben wie in der katholischen Kir- che). Als Sakrament gelten nur die Handlungen, die von Jesus von Na- zareth selbst ausgeführt wurden. Dies sind die Taufe und das Abend- mahl. Diese Sakramente verdeut­ lichen das den Menschen zukom- mende Heil.  Abendmahl: Christus ist „in, mit und unter“ Brot und Wein gegen- wärtig. Eine wirkliche Verbindung zwischen Brot und Wein und dem Leib Christi gibt es nicht. Die bei- den Substanzen „erinnern“ an das letzte Abendmahl Jesu mit den Jün- gern vor seiner Kreuzigung. Alle Gläubigen bekommen Brot und Wein (vgl. katholische Kirche).  Abschaffung der Beichte (sie ist keine Voraussetzung für die Gnade) und der Staffelung der Sünden (keine Tod- sünde). Es gibt auch keine Vorstel- lung von ewiger Verdammnis.

Die Entstehung der evangelischen Kirche

 Rolle der Laien: Sie haben das Recht, Sakramente zu spenden.

Luther wurde von der Kirche mit dem Vorwurf der Ketzerei ausgeschlossen, nachdem er nicht bereit war, seine re- formatorischen Gedanken zurückzu- nehmen. Im Selbstbewusstsein, auch außerhalb der Kirche ein guter, recht- mäßiger Christ zu sein, vertrat er wei- terhin unbeirrt seine Thesen und ge- wann immer mehr Anhängerinnen und Anhänger. Die Verbreitung seiner The- sen wurde auch durch die Entwicklung der Buchdruckkunst begünstigt. Als alle Einigungsversuche innerhalb der Kirche scheiterten, kam es zu er- bitterten Glaubenskämpfen, wobei nicht nur geistige, sondern auch welt- liche Motive eine Rolle spielten. Erst 1555 kam es zu einem Friedensab- kommen in Augsburg. Die Fürsten be- hielten das Recht, die Konfession ihrer Untertanen zu bestimmen („wessen Land, dessen Religion“). Die konfessi- onelle Spaltung zwischen katholischer und evangelischer Kirche war damit besiegelt, und die evangelische Kirche als eigenständige Glaubensrichtung anerkannt. Wesentliche Merkmale der Evangeli- schen Kirche:  Zugang zu Gott ist allen Gläubigen möglich allein durch Glauben (lat. sola fide ) und allein durch die Hei- lige Schrift (lat. sola scriptura ).

 Kein Mönchtum.

 Priesterehe ist möglich (Abschaf- fung des Zölibats).

 Keine Heiligen- und Marienvereh- rung. Die Reformatoren hielten die bisherige Form der Marienvereh- rung für übertrieben, schätzten Ma- ria als Person aber weiterhin sehr.

Briefmarken mit dem Portrait Martin Luthers

Gläubigen der jeweiligen Zeit erreicht. So wurde der Sündenbegriff im 20. Jahrhundert z. B. in Anlehnung an den Philosophen Hegel als „Entfremdung des Menschen von Gott, vom Nächs- ten und von sich selbst“ verstanden, „als das aktive sich Wegwenden von dem, wozu man gehört.“ Der Begriff Erbsünde wurde neu interpretiert und bringt den „universalen, schicksalhaf- ten Charakter der Entfremdung zum Ausdruck“ (Paul Tillich). In Theolo­ gien, die sich mit ihrem politischen Kontext auseinander setzen, wird die strukturelle Ungleichheit als Sünde bezeichnet. Anglikanische Kirche Die anglikanische Kirche (lat. ecclesia angelicana : Kirche von England) ist heute eine weltweite christliche Kir- chengemeinschaft. Zu der englischen Kirche mit ihren Tochterkirchen zäh- len heute 80 Millionen Gläubige. In

 Pluralität: verschiedene evangeli- sche Kirchen sind möglich.

 Frauen dürfen das Priesteramt aus- üben (Frauenordination).

Nach der katholischen und der ortho- doxen Kirche bilden die lutherischen Kirchen die größte Fraktion innerhalb der Christenheit. Neben der lutherischen gibt es noch andere protestantische Kirchen (zum Beispiel Calvinisten, unierte Kirche).

Protestantische Theologie im Wandel der Zeit

Der Protestantismus hat sich im Lauf seiner Geschichte wesentlich stärker als die anderen christlichen Konfessio- nen mit den geistigen und kulturellen Strömungen der jeweiligen Epoche auseinander gesetzt und jeweils ver- sucht, eine Sprache zu finden, die die

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