Toolbox Religion

Basisinformationen

ChristeISnLtAuMm

folgenden ethischen Werte aufzustel- len und einzufordern: Respekt vor den Überzeugungen anderer; respektvolle Nichteinmischung in fremde Glau- bensüberzeugungen; Achtung und Pflege der Familienbande; Zuwen - dung zu denen, denen es schlechter geht; Bekämpfung des Neids, gegen- über denen, denen es besser geht; Ar- beit an der Selbsterziehung, die in der Akzeptanz der eigenen Situation gip- felt; Achtsamkeit im Umgang mit der Glaubenslehre, zu der man sich aus Überzeugung bekennt. Dass die Reali- tät oft anders aussieht als dieses Ideal, hat viel mit den jeweiligen Lebensbe- dingungen und dem Bildungsniveau zu tun. Religiosität heute und die Bedeutung der Religion für Jugendliche in der Diaspora Die Fundamente und Ethik des Islam werden auch heute noch von einer überwiegend großen Anzahl der Musli- me akzeptiert und bezeugt. Die Einhal- tung von Riten hat hierbei immer auch mit der Kraft des und der Einzelnen, sei- ner/ihrer Sozialisation und seiner/ihrer aktuellen Lebenssituation zu tun. Musli- me sollen nur dort leben, wo wenigs- tens soweit Freiheit herrscht, dass sie die Glaubenspraxis auch unter erschwerten Bedingungen noch leben können. Für junge Musliminnen und Muslime in Deutschland spielt Religion nach

dies meist ebenso wenig verstanden wie von der Mehrheitsgesellschaft, die ihre eigene säkulare Sicht auf Religion als maßgebend betrachtet. Die Schlussfolgerung, „wem man Religion nicht ansehe bzw. in seinem Lebens- wandel nicht anmerke, sei von der Re- ligion der Väter entfremdet“, wäre je- doch voreilig. Muslim-Sein und Integration Musliminnen und Muslime sehen sich in Bekenntnis und Auslebung ihrer Religiosität oftmals Schwierigkeiten gegenüber. Sie beklagen, dass ihrer Religion kaum Wertschätzung entge- gengebracht werde. Mit gesellschaftli- cher Ausgrenzung müsse rechnen, wer sich dem Mainstream nicht verpflich - tet fühle. In einer einerseits „überlibe- ralisierten“, andererseits Normen be- tonenden Gesellschaft sei es nicht leicht, religiöse Denkweisen zu vertre- ten. Wegen der Gefahr, verlacht und abgelehnt zu werden, ziehen sich vie- le Muslime in ihre Binnengesellschaft zurück, was dann wiederum die Angst vor der Entstehung von Parallelgesell- schaften schürt. In der letzten Zeit nehmen Massenver- anstaltungen muslimischer Jugendli- cher zu. Zum Prophetengeburtstag 2007 in Köln kamen z. B. Tausende in die Kölnarena. Obwohl dies durchaus zur Identitätsbildung der muslimi- schen jungen Menschen beitragen kann, bleibt dennoch der Zusammen-

ihren eigenen Angaben eine bedeu- tende Rolle. In der Diaspora wird die Religion stärker als Identität stiftend empfunden. Insgesamt ist es jedoch nicht einfach, einen authentischen Einblick in die Religiosität junger Mus- liminnen und Muslime zu erhalten. Eine Öffnung zum Gespräch wird nur auf der Basis gegenseitigen Vertrauens erreicht werden können. Viele Musli- me lehnen die Forschungsarbeiten, in denen sie zum Objekt von Untersu- chungen gemacht werden, ab. Patchwork-Religiosität Unter veränderten kulturellen Bedin- gungen kommt es häufig auch zu ei - ner Patchwork-Religiosität, in der Ju- gendliche auswählen, welche Anteile der Religion sie annehmen und wel- che sie verändern möchten. Diese Wahl möchten sie selbst verantwor- ten. Von konservativen Muslimen wird Der Begriff „Islam“ in einem englischen Wörterbuch

hang zwischen solchen Trendwen- dungen und der zunehmenden Skep- sis gegenüber muslimischem Leben in der Gesellschaft zu beobachten. Die lange Zeit vertretene Ansicht, dass Re- ligion ein Hindernis für Integration darstelle, zeigt besonders bei den Musliminnen und Muslimen mit Mig- rationshintergrund negative Auswir- kungen bis hin zum Rückzug aus der Mehrheitsgesellschaft. Muslim-Sein und Tradition Einer weiteren Schwierigkeit begeg- nen die muslimischen Jugendlichen aber auch in ihrer jeweiligen Binnen- gesellschaft, wenn diese eher auf tra- ditionellen Vorgaben besteht, die die Jugendlichen selbst so nicht mehr mit Imam beim Gebet in einer Hamburger Moschee

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