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Islamische Mystik/Sufismus Mystik gilt im Islam als eine wichtige Quelle der Erkenntnis. Die islami- schen Mystiker, die so genannten Su- fis, lassen sich keiner spezifischen Glaubensrichtung zuordnen. Eine der- artige Zugehörigkeit ist für sie eher zweitrangig. Der Sufismus vertritt eine differenzierte Methode der Annähe- rung an Gott. Neben den Riten sind auch zusätzliche Wege der Gottesver- ehrung, die zur Gotteserfahrung füh- ren sollen, wichtig. Dies ist ein verin- nerlichter mystisch-asketischer Weg, auf dem der Suchende Gott findet bzw. in die göttliche Wirklichkeit auf- genommen wird. Die fünf Säulen des Islam (s. Kapitel „Glaubenspraxis“) werden nicht abgelehnt, stehen aber eher im Hintergrund. Einer der be- rühmtesten Sufis ist Dschalal ad-Din- Muhammad Rumi, genannt Mawlana, unser Meister. Er lebte im 13. Jahrhun- dert in Konya (Türkei) und stammte aus Afghanistan. Auf ihn geht die geis- tige Übung der Derwische (asketisch lebende Mönche) u. a. in ihrem Sema- Tanz (ekstatischer Trancetanz) zurück. Auch Frauen waren Mystikerinnen, die auch als Lehrerinnen auftraten. Hier ist vor allem Rabeya von Basra zu nennen. Die mystische Richtung des Islams ist in Europa nicht unbekannt und wird zunehmend gepflegt. Gelegentlich nahmen solche Gruppen auch Ange- hörige anderer Religionen, z. B. Hindu-

eine Imamatstheorie, nach der ein Wort des Imams (Leiter) das gleiche Gewicht wie ein Prophetenwort hat. Der Glaube an den Imam ist für Schi‘iten heilsrelevant. Wer ihn ab- lehnt, wird von einigen schi‘itischen Richtungen nicht als rechtgläubig an- erkannt. Jeder Imam bestimmt seinen Nachfolger. Der letzte Imam lebt in der so genannten Verborgenheit. Die- ser letzte Imam ist demnach nicht gestorben. Er ist „entrückt“ und die Gläubigen erwarten seine Wiederkehr. Bis zu seiner Wiederkehr wird die Ge- meinschaft von gewählten Stellvertre- tern repräsentiert. Eine Nähe zu christ- lichen Theologien ist bei dieser Vorstellung erkennbar. Auch die Schi‘iten haben unterschiedli- che theologische Schulen und Rechts- schulen entwickelt. Sie sind in Unter- gruppen geteilt, z. B. Zwölferschia, Siebenerschia, Zaiditen etc. und folgen den theologischen Lehren eines oder einiger der Imame. Neben diesen beiden großen Richtun- gen gibt es weitere Gemeinschaften mit einer spezifisch eigenen Theolo - gie, u.a. die Ismaeliten. Die Aleviten nehmen eine Sonderrolle ein, da sich einige Gruppen von ihnen zum Islam bekennen, andere jedoch nicht. Die Muslime unter ihnen erkennen jedoch die verbindlichen Gebote, die Fünf Säulen, nicht als verpflichtende Glau - benspraxis an.

Tanzender Derwisch

isten, in ihren Kreis auf. Sufiorden un - terhalten eigene Konvente. In einigen werden auch Frauen aufgenommen.

sche Schulen entwickelt. Zur Erarbei- tung von Rechtsfragen entwickelten sie Rechtsfindungsmethoden. Heute gibt es noch vier anerkannte sunnitische Rechtsschulen. Meist gibt es in einem Land eine bestimmte vorherrschende Rechtschule, nach der sich die meisten Menschen richten. Schi‘iten Die Schi‘iten sind der Auffassung, dass nur ein Nachkomme aus dem Haus des Propheten Muhammad der Leiter der Gemeinschaft der Muslime sein kann. Nach dieser Meinung hätte Ali, der Schwiegersohn und Neffe des Prophe- ten, der erste Khalif sein müssen. Er ist von den Sunniten als vierter Khalif an- erkannt. Später entwickelte sich daraus Arabische Kalligraphie in der Wazir-Khan- Moschee in Lahore/Pakistan

Ethik Neben den beschriebenen Grundpfei- lern betrachten die Muslime ihr ganzes Sein, ihr Denken und Handeln als Gottesdienst. Damit ist gemeint, dass sie ihren Alltag im Gedenken der Allge- genwart Gottes verbringen und ihr Le- ben danach in Achtsamkeit ausrichten wollen. Bei den ethischen Werten steht Gerechtigkeit an oberster Stelle. Nicht nur Gerechtigkeit zu gewähren, son- dern auch für sich und andere einzu- fordern, gehört zur theologisch veran- kerten Friedenspflicht. Das Wort Islam bedeutet auch „Frieden machen“, also aktiv für den Frieden (arab. salam ) tätig werden. Salam ist auch der Friedens- gruß, der jedem zu entbieten ist.

Gleichheit der Menschen ist die selbst- verständliche Voraussetzung, um die

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