Toolbox Religion

Informationen zur Glaubenspraxis

Textauslegung

und die Sunna mit den Ahadith (Singu- lar Hadith , Aussagen und Handlungs- weisen des Propheten Muhammad) als erste Quelle herangezogen. Das hat im so genannten Volksislam dazu geführt, dass viele Gläubige Ahadith-Texte für Korantexte halten. Grundsätzlich gilt al- lerdings, dass ein Hadith in keiner Wei- se dem Koran widersprechen darf. Die meisten Musliminnen und Musli- me gehören einer der vier Rechtsschu- len an und beten z.B. nach deren Ritus. Die größeren Rechtsschulen akzeptie- ren sich gegenseitig. Bei einem Ver- tragsabschluss, z.B. auch einem Ehe- vertrag, wird in den meisten Fällen schriftlich niedergelegt, nach welcher Rechtsschule ausgehandelt und ent- schieden werden soll. In einigen (auch europäischen) Län- dern existieren z. B. auch so genannte Fatwakommissionen, die zu Fragen des heutigen Alltags Rechtsgutachten erstellen. Diese sind zumindest für diejenigen verbindlich, die sich daran gebunden fühlen. In der Theologie bilden sich neue Rich- tungen heraus, die neue und zeitgemä- ße Interpretationsmöglichkeiten anstre- ben, so z. B. die Ankaraer Schule .

senschaft, die den biblischen Text mit kritischen Methoden auf eigene Weise untersucht, ohne jüdische nachbibli- sche Traditionen zu übergehen und seinen historischen Hintergrund zu vergessen.

Methoden mit dem Glauben an die Tora als Fundament der jüdischen Re- ligion und des jüdischen Selbstver- ständnisses in Einklang zu bringen. Vor allem auf nicht-orthodoxer, liberaler Seite entstand so eine bis heute fortgeführte jüdische Bibelwis-

Judentum Seit Generationen beschäf-

tigen sich jüdische Gelehrte mit dem Studium und der Auslegung der Heili- gen Schriften und des Talmuds. In na- hezu jeder Generation finden sich Kommentatoren, deren Auslegungen bis zum heutigen Tag von Bedeutung sind. Die wissenschaftliche Bibelfor- schung des 18. und 19. Jahrhunderts fußte auf der Beobachtung, dass im Pentateuch (Fünf Bücher Mose) ver- schiedene Gottesnamen auftauchen. Forschungen zu Erzählstil, Theologie und weiteren Aspekten ergaben, dass die Bibel ein Produkt mehrerer Verfas- ser sei. Ausgehend von dieser Erkennt- nis entwarfen in der Mehrzahl christli- che Bibelwissenschaftler verschiedene Hypothesen, wie die Bibel entstanden sein könnte. Manche jüdischen Gelehrten, so auch in Deutschland, übernahmen die von der Bibelwissenschaft entwickelten Methoden. Andere hingegen lehnten sie entschieden ab und verstanden manche Interpretationen von For- schungsergebnissen als Delegitimie- rung der jüdischen Religion und ihrer Traditionen. Diese jüdischen Gelehr- ten bemühten sich in ihrer Arbeit um die Erforschung der Bibel und des Ju- dentums auf Grundlage neuer Mittel. Sie zeigten sich bemüht, moderne, wissenschaftliche Erkenntnisse und

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