Toolbox Religion

Miteinander in multireligiösen Gruppen

Teil IV: Methoden

Aufbau und Ablauf einer Begegnung

Erst im zweiten Schritt geht es für die Teilnehmenden um die Auseinander- setzung mit dem „Anderen“, dem „Fremden“. Um hier den Zugang zu erleichtern, ist es hilfreich, zunächst an den Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen zu arbeiten, um so eine Basis des „Gemeinsamen“ und „Ver- trauten“ zu definieren (z. B. die ge - meinsamen christlich-jüdischen Tradi- tionen der Segnung des Brotes/ Brotbrechens oder die ähnlichen, auf den Zyklen des Mondes basierenden jüdischen und muslimischen Kalen- der). Erst auf dieser Basis entsteht die Offenheit, sich auch mit den Unter- schieden auseinander zu setzen und Spaß und Interesse an diesen Unter- schieden zu entwickeln, ohne diese als Bedrohung zu empfinden. Eine multireligiöse Begegnung ist meist ein Zusammentreffen mehrerer religiös definierter Gruppen. Dennoch ist es wichtig, die Teilnehmenden in der Begegnung stets als Individuen zu betrachten, die ihren eigenen, persön- lichen Glaubenshintergrund einbrin- gen, ohne „offizielle Vertreter/-innen“ einer Religion zu sein.

Stärker noch als in interkulturellen Gruppen muss in multireligiösen Gruppen der Dialog mit der Vergewis- serung der eigenen Identität beginnen. Den Teilnehmenden soll bewusst ge- macht werden, wie stark ihre Identität und (religiöse) Wahrnehmung geprägt ist von den kulturellen Bestimmungs- faktoren ihrer Herkunft. Im Verlauf eines multireligiösen Be- gegnungsprojektes ist es daher sinn- voll, mit einer Eigensensibilisierung zu beginnen – möglicherweise sogar schon im Heimatland und vor der ei- gentlichen Begegnung. Ziel dabei ist es, den Teilnehmenden die Möglich- keit zur eigenen Verortung und Refle - xion ihrer Religiosität zu geben. Dies schließt den/die Betreuer/-in ei- ner multireligiösen Gruppe mit ein. Auch für sie/ihn ist es wichtig, sich ih- res/seines religiösen Standpunktes be- wusst zu sein (ggf. auch der Stand- punkt als Atheist/-in). Darüber hinaus ist es sinnvoll, mit einem Grundwissen über die eigene und die andere Religi- on in die Begegnung zu gehen, um als Vermittler/-in agieren zu können und akzeptiert zu werden.

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