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Praxis: Sprachanimation inklusiv denken und gestalten
Demokratisierung des Raumes
Leitfragen: Wenn ich befürchte, jemand könnte bei einer Übung nicht mitmachen: Liegt es an meiner Wahrnehmung? Habe ich mich vergewissert? Habe ich einen Raum geschaffen, in dem sich diese Person(en) bezüglich ihrer Bedürfnisse äußern können ohne stigmatisiert zu werden? Wie kann ich meine „blinden Flecken“ besser kennen lernen und auch ohne Anlass Abweichungen von scheinbar Selbstverständlichem antizipieren ohne Fremdzuweisungen zu machen? Kriterien: Inklusive Sprachanimation schafft einen dialogischen Raum, in dem Defizite nicht im Anderen gesucht wer- den, sondern bei sich selbst. Sie benutzt Begriffe, die nicht auf Defizite zielen, sondern alle positiv miteinbe- ziehen und bemüht sich, zu fragen, was Teilnehmen- de brauchen um sich wohl zu fühlen. Sie fragt nach individuellen Lernstilen und -anreizen und bedient diese. Sie spricht immer mehrere Sinne gleichzeitig an um den Austausch und die unabhängige Teilhabe nicht abreißen zu lassen. Dabei muss nicht alles allen gerecht werden aber allen soll das Angebot so viel Teilhabe wie möglich erlauben. Es wird ein Raum geschaffen, in dem es immer möglich sein soll, sich ohne weitere Erklärungen oder Konsequenzen aus einer Situation zurückzuziehen.
Idee: Bei der Sprachanimation ist Dialog wichtiger als Gram- matik. Transfer: Für inklusive Methoden bedeutet das, dass es wichtiger ist, eine Haltung zu entwickeln, die Respekt, Anerken- nung und Neugier auf unsichtbare oder unerwartete Beiträge enthält als eine Aufgabe fehlerfrei zu erfüllen oder allen gerecht zu werden. Es ist hilfreich, Fehler zu machen und einzuräumen, dass man auch noch keine Lösung hat. Sich der eigenen Begrenztheit an Erfahrung, Wissen und Können bewusst zu werden und an dieser Grenze jemanden um Hilfe zu bitten, um den unbefrie- digenden Status quo zu überwinden ist nicht trivial, aber durchaus zielführend. Dabei ist es ein Irrglaube anzuneh- men, dass Menschen, die es Zeit ihres Lebens gewohnt sind, aufgrund bestimmter Merkmale ausgeschlossen oder ungerecht behandelt zu werden, diese Merkmale verschweigen wollten. Vielmehr scheint es so zu sein, dass wir alle diese Erfahrungen gemacht haben und es uns gut tut und das Zugehörigkeitsgefühl erhöht, wenn wir bei der Gestaltung unserer Umstände mitwirken können, wenn wir schon nicht ganz die Verantwortung übernehmen.
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