TITELTHEMA | LOGISTIK
Doch eines liegt dem Bin- nenschiffer Mnich besonders am Herzen: „Die Binnen- schifffahrt hat schon immer einen großen Umweltvorteil, der bei steigenden Energie- preisen noch deutlicher wird.“ Deutschland käme den gesteckten Klimazie- len viel näher, wenn es der der Binnenschifffahrt die Bedeutung gebe, die sie ver- diene. „Auf der Rheinschiene könnten wir problemlos die Transportkapazität verdop- peln“, meint Stephen Mnich. Gerade bei Zeit-unkritischen Gütern wie Dünge- oder Futtermitteln habe das Schiff gegenüber der Bahn und erst recht gegenüber dem Lkw deutliche Vorteile – bergauf und erst recht bergab. „Da transportieren wir gut 1.100 Tonnen und brauchen dafür kaum mehr als 20 Liter Die- sel pro Stunde!“ Steigt der Dieselpreis weiter, wird es in der Logistik- branche noch mehr Verände- rungen geben. Das muss, wie die Gespräche zeigen, aber nicht unbedingt zum Nachteil einzelner Unternehmen sein. Martin Boeckh
um noch mehr Fahrzeuge gleichzeitig laden zu können. Der Staat helfe dabei kräftig, wenn die Ladestationen für die Öffentlichkeit seien. Mit Blick auf die Energiesituation und deren Verschär- fung durch den Russland-Ukraine-Krieg rechnet Benjamin Schwarz damit, dass der gesamte Fuhrpark mittel- bis lang- fristig auf Elektro umgestellt wird: „Der Verbrenner hat lang- fristig kein Zukunft mehr, weder bei uns noch grundsätzlich!“ Solidarität in Krisenzeiten Ganz anders sind die Perspektiven dagegen bei der Binnenschifffahrt. Für Stephen Mnich, der mit seinem Bruder Torsten das Gütermotorschiff (GMS) „Gebr. Mnich“ flußauf-flußab quer durch Deutsch- land und seine Nachbarländer steuert, wird auch lang- fristig kein Weg am Dieselmotor vorbeiführen. „Unsere Motoren haben Standzeiten von 25 Jahren und mehr – da lohnen keine vorzeitigen Neuinvestitionen, zumal eine alternative Antriebstechnik überhaupt nicht verfügbar ist“, erklärt Stephen Mnich. Auch er hatte, wie viele Binnen- schiffer, mit der Corona-Krise zu kämpfen, wenn auch stark zeitverzögert. Viele Kollegen aus der Containerbran- che seien mangels Aufträgen in die Schüttgutbranche ge- wechselt, in der sich auch die beiden Schiffe der Gebrüder
Mnich bewegen. Die beiden anderen Brüder Patrick und Dominik führen ebenfalls ein Gütermotorschiff, die „GMS Kallisto“. Ein knallharter Verdrän- gungswettbewerb mit einem Überangebot von Trans- portkapazitäten und daraus folgenden Preisabschlägen seien die Folgen gewesen. Das habe den vier Brü- dern ordentlich zugesetzt. Nachdem man sich davon langsam wieder erholt hat, geht es neuerdings um die Treibstoffproblema- tik. „Bei 250.000 Litern Diesel pro Jahr für unsere beiden Schiffe müssen wir jeden Auftrag einzeln und noch schärfer kalkulieren“, so Stephen Mnich. Zum Glück muss er auf Basis der „Mannheimer Akte“ keine Diesel-Steuer und auch sonst keine Schifffahrts- abgaben entrichten. Dieses internationale Abkommen wurde am 17. Oktober 1868 geschlossen und regelt bis zum heutigen Tag den Schiffsverkehr auf dem Rhein.
Was ist LNG? LNG („LIQUEFIED NATURAL GAS“ ODER „LIQUIFIED NATURAL GAS“) ist flüssiges Erd- gas, das bei Temperaturen um –162 °C verflüssigt vorliegt. In diesem Zustand können sehr große Mengen des verflüssigten Energieträgers gelagert und transportiert werden. Weil die globalen Erd- gasvorkommen zwei- bis dreimal höher sind als die Reserven an Öl, gilt LNG als Energieträger mit höherer Versorgungssicherheit. Es kann sowohl mobil als Kraftstoff für Lkw und die Schifffahrt als auch standortgebunden in der Produktion von Industrieunternehmen zum Einsatz kommen.
Pflegedienst Friedrich
Gebrüder Mnich OHG
Das Unternehmen Pflege- und Gesundheitsservice Cornelia Friedrich GmbH wurde im Jahr 2009 ge - gründet. Es beschäftigt 56 Mitarbeiter und be - treut damit etwa 300 Menschen mit Krankhei - ten, Pflegebedürftigkeit oder mit Behinderung – zu Hause. Benjamin Schwarz (Foto) betreut in dem Unternehmen einen Fuhr - park aus 45 Fahrzeugen, die Hälfte davon fährt elektrisch.
07221/2119-13 Rufen Sie uns an, wir beraten Sie gerne! Anzeigen- Hotline Die vier Brüder Torsten, Stephen (Foto), Patrick und Dominik Mnich betreiben zwei Binnen - schiffe, die „GMS Gebr. Mnich“ mit 1173 Tonnen Tragfähigkeit und die „GMS Kallisto“ mit 1.530 Tonnen Tragfähigkeit. Damit erreichen sie ein jährliches Transportvolu - men von circa 100.000 Tonnen, wofür sie etwa 250.000 Liter Diesel benötigen. Hauptauf - gabenbereich ist der Transport von Saatgut, Tierfutter und Dün - gemittel quer durch Deutschland und die Nachbarländer.
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Langfristige Transportaufträge mit einem hohen Infla- tionsrisiko seien eher selten. Gegebenenfalls müsse man mit dem Auftraggeber nachverhandeln. Das sei weniger ein Problem als die Tatsache, dass die Bunkerstationen aufgrund der starken Dieselpreis-Schwankungen gar keine größeren Abgabemengen oder gar jährliche Mengen- kontingente erlauben. Die Verhandlungsspielräume beim Tanken seien eher gering, so der Unternehmer. In Krisenzeiten sofort nach Staatshilfen zu fragen, ist nicht Sache von Stephen Mnich: „Den Forderungen von den Verbänden nach mehr Unterstützung haben wir uns nicht angeschlossen. Derzeit haben alle Probleme; es gehört auch ein wenig Solidarität zur gegenwärtigen Situation.“ Und welche Stellschrauben sieht der Binnenschiffer, um seine Spritkosten zu senken? Wenige. Eigentlich bleibe nur das Drosseln der Fahrgeschwindigkeit. Langsamer fahren bedeutet aber auch eine Verlängerung der Fahrzeit und damit längere tägliche Arbeitszeiten. Für Familienunter- nehmen wie das der vier Brüder Mnich eher eine Option als für größere Reedereien mit vielen Angestellten.
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