04-2014 D

E GEHEN E SEHEN

Durch die AUGEN-ARBEIT 2002 gingder Bürgerkrieg inAngola zu Ende, und wir nahmen die Besuche in den Provin- zen wieder auf. Bei diesen Reisen machten wir Augenuntersuchungen und operierten den Grauen Star. Die Bedingungen waren äusserst schwierig. Es begegneten uns viele Kinder, die wegen Grauem Star erblindet waren. Hätten wir sie nicht operiert, wären sie ein Leben lang blind geblieben. Doch ohne Spitaleinrichtung Kinder zu operieren – das ist eine Herausforderung! Ein Hilfsmittel war ein Betäubungsmedikament, welches die kleinen Patienten in Form einer Ta- blette schlucken konnten. Für ein paar Minuten fielen sie in einen tiefen Schlaf. Für uns Chirurgen hiess das, dass wir sehr schnell arbeitenmussten. Die Risiken waren gross! Neben dem Operieren musste auch die Atmung und der Kreislauf des Kindes ohne Hilfsinstrumente überwacht wer- den. Wenn eines dann bereits am Aufwachen war, wir aber noch mehr Zeit für den Eingriff brauchten, hiess es für die Pflegepersonen, die Kleinen festzuhalten. Der Stress war gewaltig! Doch Gott sei Dank hatten wir nie schwerwie- gende Komplikationen. Für die Familien hat es sich gelohnt, dieses Risiko einzugehen, denn ihre Kinder konnten danach wieder sehen. Begegnung nach elf Jahren! Vor kurzem begegnete mir einer dieser damali- gen Patienten wieder – nach elf Jahren! Ich habe Avelino Candele im Jahr 2003 operiert. Damals war er gerade mal drei Jahre alt. Auf beiden Au- gen litt er bereits an Grauem Star und war da- durch erblindet. Wir haben ihn während eines Einsatzes in der Provinz Humabo behandelt. Ich bin sehr dankbar, dass er seither ein normales Leben führen konnte. Letzthin kam Avelino in die Boa Vista, um eine neue Brille zu kaufen. Da brachte er auch sein Patientenblatt von damals mit. Wir sind Gott sehr dankbar, dass wir immer wie- der solche schönen Ergebnisse unserer Arbeit se- hen dürfen. Das motiviert uns, weiterzumachen.

Durch die LEPRA-ARBEIT Wer Lepra hat, wird von der Gesellschaft ausgeschlossen. Die betroffenen Kinder gehen nicht mehr zur Schule, die Jugend- lichen finden keine Arbeit, Erwachsene werden isoliert und oft von ihrer Familie verstossen. Es sind Menschen, die keine Stimme haben und nicht wahrgenommen werden. Das macht mich betroffen. Wie können wir ihnen deutlich machen, dass sie in Gottes Augen wertvoll sind? Die SOLE Angola stellt sich dieser Herausforderung. Sie besucht Betroffene und durchbricht die Isolation und Verzeiflung mit der hoffnungsvollen Botschaft, • dass Lepra innerhalb eines Jahres durch kostenlose Medikamente geheilt werden kann, • dass durch Prävention Deformationen an Händen und Füssen (als Folge der Krankheit) vermieden werden können, • dass von Lepra Betroffene Menschen sind, die zur Gesellschaft dazugehören und ihren Platz haben sollen, • dass sich Jesus nicht schämt, die Betroffenen Brüder und Schwestern zu nennen, wenn sie sich entscheiden, ihm zu vertrauen, • dass die Gemeischaft der Christen eine neue Familie für diejenigen ist, die isoliert sind. Trotz Lepra ein vollwertiges Familienmitglied Angelina Dongua ist 59 Jahre alt. Sie ist Witwe und hat keine Kin- der. Nach dem Tod ihres Mannes ist sie zu ihrer Nichte in die Pro- vinz Benguela gezogen. Vor einem Jahr erhielt Angelina in einer medizinischen Einrich- tung der IESA die Diagnose Lepra. Sie hatte Geschwüre an beiden Händen und steife Finger, ausserdem ein geschwollenes Nerven- geschwür am Ellenbogen – eine äusserst schmerzhafte Angele- genheit. Sofort wurde mit der Behandlung begonnen. Leider verspürte An- gelina starke Nebenwirkungen der Medikamente. Sie kämpfte mit Nervenentzündungen und anderen Reaktionen, hielt aber tapfer durch. Heute ist die Behandlung abgeschlossen und die Krankheit be- siegt. Angelina hat keine Geschwüre oder Behinderungen mehr. Sie nahm sich die Empfehlungen, wie sie Verbrennungen und De- formationen vorbeugen kann, sehr zu Herzen. Sie pflegt sich gut und benützt schützende Spezialsandalen. Angelinas Leben hat sich seit der Heilung komplett verändert. Sie kann ihre Familie unterstützen und ist nun für das Kochen zustän- dig. Dadurch fühlt sie sich gebraucht und ist in der Gemeinschaft wieder eine respektierte Person.

Dr. Jean-Pierre BRÉCHET ist medizinischer Berater der SOLE Angola.

Dr. José Afonso DE MORAES ist Arzt in der Augenklinik Boa Vista.

Made with FlippingBook flipbook maker