04-2014 D

Augenärzte gewinnen Eine Augenklinik funktioniert nur, wenn da auch Augenärz- te arbeiten. In der Theorie ist es ziemlich einfach: Man muss einheimische Ärzte ausbilden! Die gibt es in Angola zwar, aber die meisten möchten lieber vom Staat angestellt wer- den. Anreiz dabei sind vor allem die Arbeitszeiten, da sie es erlauben, nebenher eine eigene Praxis zu betreiben. Die Boa Vista ist seit zwei Jahren als Praxisklinik im Speziali- sierungsprogramm für Augenärzte integriert. Wie auch im vergangenen Jahr haben in diesem Jahr fünf Ärzte die vier- jährige Ausbildung zum Augenarzt begonnen. Das Fazit ist jedoch ernüchternd: Sie werden zwar ein Diplom erhalten, aber nicht in der Lage sein, den Grauen Star zufriedenstel- lend zu operieren. Es mangelt an Lernbereitschaft. Unter denjenigen, die im nächsten Jahr abschliessen wer- den, sind nun ein paar Hoffnungsträger, die sich für die Ar- beit an der Boa Vista interessieren. SOLE Angola versucht nun als Trägerverein der Augenklinik, mit einem oder zwei angehenden Augenärzten einen Vertrag auszuhandeln, da- mit sie die erforderlichen Praxisjahre in der Boa Vista absol- vieren. Im Gegenzug würden die Ärzte während sechs Mo- naten zum Kataraktchirurgen ausgebildet werden. Bis dies jedoch so weit ist und sich jemand für ein mehrjähriges En- gagement in der Boa Vista gewinnen lässt, ist auch die SAM gefordert. Die grösste Unterstützung wäre ein Augenarzt aus der Schweiz, der für ein paar Jahre in der Praxisausbil- dung mithelfen würde. Die zweite grosse Herausforderung ist, dass bald ein geeig- neter Nachfolger für den Klinikdirektor Dr. Jean-Pierre Bré- chet gefunden wird. Eine medizinische Fakultät in Kalukembe Das medizinische Werk der IESA ist gross – die Ausbaupläne noch grösser! Die Verhandlungen über die Eröffnung einer medizinischen Fakultät sind fortgeschritten. Diese soll beim geschichtsträchtigen SAM-Missionsspital in Kalukembe un- tergebracht werden, welches heute unter der Leitung der IESA steht. Dafür wird der angolanische Staat in den nächs- ten Jahren einige Millionen Franken in die Renovation des Spitals investieren. Auch hier wird die Herausforderung sein, einen Arzt für das Engagement in einem kirchlich geführten Spital zu finden. Rehabilitation auf verschiedenen Ebenen Die Rehabilitationsarbeit begann damals wegen der vielen Kriegsinvaliden sowie der körperlichen Behinderungen in- folge von Krankheiten und Fehlbehandlungen. In der jetzi- gen Zeit gibt es viele neue Patienten durch die gehäuften Verkehrsunfälle. Da nur wenige Rehabilitationszentren exis- tieren, werden die meisten Invaliden nicht rehabilitiert und erreichen damit nicht das Potential, welches möglich wäre. Dies hat zur Folge, dass solche Menschen der Familie und Gesellschaft zur „Last“ werden, weil sie nicht arbeiten kön- nen. Die Rehabilitationsarbeit der IESA wurde dank der grossen Anzahl körperlich behinderter Menschen, welche erfolg- reich behandelt und in die Gesellschaft reintegriert wurden, in weiten Teilen Angolas bekannt.

Neu werden Physiotherapiekurse angeboten, damit Pflege- fachpersonen ein Bewusstsein entwickeln, wie wichtig die Rehabilitationsarbeit für die Betroffenen ist. Diese Arbeit braucht weiterhin finanzielle Unterstützung, da die langwierigen Behandlungen nur ganz selten von den Patienten und deren Familien getragen werden können. Ein weiteres grosses Anliegen für die Zukunft ist, eine geeig- nete Nachfolge für Elisabeth Gafner zu finden, die diese Ar- beit mit Leidenschaft weiterführt und das Privileg erkennt, den Patienten die Liebe Gottes ganz praktisch werden zu lassen. Gelungener Leitungswechsel bei den Lepra- Projekten Die angolanische Regierung ist in diesem Jahr über die Zu- nahme neuer Lepraerkrankungen in Angola erschrocken. Das führt dazu, dass nun ein „Notfallprogramm“ gestartet wird. Die im Gesundheitsministerium neu für Lepra zustän- dige Ärztin, Dr. Sicato, ist auch aktives Mitglied der SOLE Angola und sehr an der Zusammenarbeit mit ARPAL (Ver- ein ehemaliger Leprapatienten) interessiert. ARPAL ist eines der beiden Lepra-Projekte der SOLE Angola. Die Leiterin der Lepra-Projekte ist neu Dr. Eliane Mboungo. Sie ist Kameru- nerin und mit einem Angolaner verheiratet. Wir freuen uns über den harmonisch verlaufenden Übergabeprozess von Dr. Jean-Pierre Bréchet zu Dr. Eliane Mboungo. Auseinandersetzung mit Gesellschaftsfragen Das Instituto Superior de Teologia Evangélica do Lubango (ISTEL) möchte gerne vertieft auf aktuelle Themen im ango- lanischen (Kirchen-)Alltag eingehen. Dazu gehört der Um- gang mit der zunehmenden Einwanderung von Muslimen, der Umgang mit der noch weit verbreiteten Zauberei, der zunehmenden Säkularisierung der Bevölkerung. Die SAM will den Kontakt mit dieser qualitativ hochstehenden theo- logischen Ausbildungsstätte in Zukunft aufrechterhalten. TransWorld Radio (TWR) als Tor zur Welt Die Radioarbeit in Angola wird auch in den nächsten fünf bis zehn Jahren ein wichtiges Fundament für viele Christin- nen und Christen sein. Für viele Menschen in Angola ist das Radio ein „Tor zur Welt“, vor allem für die Dorfbewohner im Inland. Technisch steht die Radioarbeit in Angola vor neuen Hür- den. Dazu zählt der Wechsel von Kurz- und Mittelwellen auf UKW-Radiostationen. Die Lizenzen sind zahlenmässig stark beschränkt und die Verhandlungen mit existierenden Sen- dern mühsam. Die grösste Herausforderung ist allerdings die Leitungs- und Finanzkrise im angolanischen Zweig von TWR. Die SAM möchte weiterhin eine Stütze im Hintergrund sein, einer- seits durch das Gebet, andererseits durch die Unterstützung von Isac und Helena Silvano in der Produktion von alltagsre- levanten Kurzprogrammen in diversen angolanischen Spra- chen.

Markus BOSSHART ist Landeskoordinator in Angola.

Made with FlippingBook flipbook maker