04-2014 D

DE HO

ich in Zukunft weiter entfernte Kunden beliefern kann. Wichtig ist auf jeden Fall, dass ich vorausdenke, innovativ bleibe und mich den Umständen anpasse. Du hast das Barquinho von einer ausländi- schen Organisation übernommen. Wie wirkt sich das für dich aus? Die meisten Kunden denken immer noch, dass der Bücher- laden der Organisation gehöre und ich der Angestellte sei. Erst langsam beginnen sie zu realisieren, dass ein An- golaner das Geschäft führt. Dies hat natürlich auch damit zu tun, dass wir den Namen beibehalten und die Kunden darum in den meisten Fällen den Besitzerwechsel gar nicht mitbekommen haben. Der grosse Vorteil bei dieser Übernahme war für mich ganz klar der Bekanntheitsgrad und der gute Ruf des Bar- quinhos. Ich konnte auf einem bestehenden Kundenkreis bauen. Hingegen waren die ganzen administrativen und rechtlichen Schritte der Übergabe sehr schwierig. Die Wiedereröffnung des Bücherladens hat sich deshalb um Monate verzögert, was bei einem Neustart kaum der Fall gewesen wäre. Was sind für dich die wichtigsten Faktoren in einem solchen Übergabeprozess? Eine gute und offene Kommunikation ist sehr wichtig. Bei- de Seiten sollen sich über die Ziele undWünsche der Arbeit beziehungsweise des Projektes, welches übergeben wer- den soll, einig sein. Ausserdem muss dem Übergabepro- zess unbedingt genug Zeit eingeräumt werden. Eine sehr wichtige Rolle spielt meiner Meinung nach auch

die verantwortliche Person, welche die Arbeit übernehmen oder die neue Organisation gegen aussen vertreten wird. Es muss eine Person des Vertrauens sein, die sich in der Ver- gangenheit bewährt hat und daran glaubt, dass eine ango- lanische Organisation auch ohne Unterstützung aus dem Ausland eine Überlebenschance hat. Die Mentalität der involvierten Personen spielt eine wichtige Rolle, weil sich diese schliesslich in der Art des Fundraisings äussern wird. Oft sehe ich, dass Angolaner Verantwortung übernehmen wollen, jedoch der Meinung sind, dass die Finanzen aus dem Ausland kommen sollen. Ich bin jedoch der Überzeu- gung, dass es möglich ist, finanzielle Mittel in Angola zu finden. Beispielsweise gibt es viele grosse Firmen, welche Verantwortung für ihr Land wahrnehmen möchten und bereit sind, sozialdiakonische Projekte zu unterstützen. Es ist eine Frage der Art und Weise, wie wir Christen unsere Projekte präsentieren. Darum ist das Thema Fundraising in einem Übergabeprozess sehr wichtig. Vielen Dank für dieses Gespräch! Mögen weiterhin vie- le Menschen durch das Lesen von Büchern inspiriert, herausgefordert und persönlich verändert werden! Das Interview führte Beatrice RITZMANN, Länderverant- wortliche für Angola.

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