IHK-Magazin Ausgabe 02/2022

AUS DEN UNTERNEHMEN

I m November 2021 war es soweit: Das neue Logo in Haßmersheim wurde offiziell enthüllt. Das „e“ im Logo steht für das Wort „European“, das „a“ für „Aerosols“. Und dreht man das Logo um 90 Grad nach oben, so werden die Umrisse einer Sprühdose sichtbar. „Unsere bisherige Firmenbe- zeichnung stand nur für zwei unserer Marken, nämlich Motip für den Auto- motive-Bereich und Dupli für unsere Marke Dupli-Color im Do-it-yourself- Bereich“, erklärt Thomas Schäfer. Er ist gemeinsam mit Jürg Kurt Vogelsang Geschäftsführer der deutschen Kon- zerntochter European Aerosols GmbH in Haßmersheim. Die Markenfamilie sei jedoch sehr viel größer, man denke nur an presto, die Produktlinie Monta- na, die häufig von Künstlern eingesetzt wird, oder Distein, ein Spray für Forst- markierungen. „Das führte bei unseren Kunden häufig zu Missverständnissen“, sagt Schäfer. Auch weitere Produkt- gruppen wie Spachtel, Technische Ae- rosole, Unterbodenschutz und Pflege- artikel gehören zum Portfolio. Das Werk in Haßmersheim ist nach dem Hauptsitz im niederländischen Wolvega das zweitwichtigste Produk- tionswerk des Lackspezialisten und die Nummer eins beim Thema Distributi- on. Im Jahr 2020 gingen 62 Millionen Spraydosen vom Neckar-Odenwald- Kreis in weltweit 85 Länder. „Wir sind sehr schnell gewachsen – und weiter auf Expansionskurs“, so Schäfer. Ein Hochregallager mit 15.000 Paletten- plätzen, das in den nächsten drei Jah- ren errichtet wird, soll diesen neuen Platz schaffen. Auch wenn die Eigenmarken aus dem Hause „European Aerosols“ einen hohen Bekanntheitsgrad haben, die Hälfte des Umsatzes erzielt das Un- ternehmen mit seinen sogenannten Private Labels. Diese werden an viele namhafte Automobilherstel- ler geliefert, aber auch an andere Industrieunternehmen oder Baumärk- te, die die Produkte aus Haßmersheim dann als Handelsmarken unter eigenem Namen verkaufen. „Dieses Geschäft expandiert derzeit sogar schneller als der Verkauf unserer klassischen Eigen- marken“, berichtet der Geschäftsführer. Diese finden sich in den Regalen von

Baumärkten, Farbenfach- und Künstler- geschäften, aber auch in Werkstätten, im Eisenwarenhandel oder in Forst- ämtern und werden im Gegensatz zu den Private-Label-Marken häufig direkt an den Point-of-sale geliefert oder über Distributoren vertrieben. Die wichtigste Zielgruppe, lange Jahre der Bereich Automotive, sind heute die Heimwerker. Doch wie gehen die Haßmersheimer mit den Themen Nachhaltigkeit und Umwelt um? „Natürlich haben Spraydosen mit ihren Treibmitteln und den Lösungs- mitteln für die Farben nicht gerade ein besonders umweltfreundliches und nachhaltiges Image“, sagt Schäfer. Doch man sei bereits Anfang der 1980er Jahre ein Pionier gewesen, als das Unterneh- men weit vor der gesetzlichen Auflage bei den Treibmitteln von FCKW auf ozonfreundliche Alternativen umgestellt hat. Derzeit stehen laut Schäfer vor allem Lösungsmittel im Fokus, die auf Wasser basieren. Entsprechende Produktlinien haben inzwischen einen Umsatzanteil von fünf Prozent erreicht, mit wachsen- der Tendenz. Doch es gilt hier einige Hürden zu überwinden, angefangen vom komplizierten Zusammenspiel der wäss- rigen Systeme mit den Treibmitteln bis zur langsameren Trocknung der Lacke. Nach massiven Umsatzeinbrüchen, als im Frühjahr 2020 viele Geschäfts schlie- ßen mussten, profitierte das Geschäft in den darauffolgenden Monaten von einer starken Steigerung der Verkäufe im Do- it-yourself-Bereich. „Wir hatten teilweise doppelt so viele Aufträge, wie es unsere Kapazitäten hergaben“, erzählt Schäfer. Das sei bis Ende Mai 2021 so gegangen. Heute kämpft er mit einem anderen Pro- blem: „Uns fehlen die Rohstoffe – einmal ist Stahl knapp, dann fehlt uns Ethanol, da das für Desinfizierungen gebraucht wird, und dann kriegen wir keine Pa- letten, weil Holz knapp ist.“ Es fehlen zudem Fachkräfte und Produktionshel- fer. „Ein Drei-Schicht-Betrieb ist nicht unbedingt attraktiv“, so Schäfers Erfah- rung. Das Unternehmen versuche mit einer breiten Ausbildung von Studenten der DHBWMosbach, Industriekaufleuten, Mechatronikern, Lagerfacharbeitern und Laboranten gegenzusteuern.

EUROPEAN AEROSOLS Unter Druck Sie ist der europäische Markt- führer in den Segmenten Lacksprays und Lackstifte – die Motip Dupli Group. Eines ihrer wichtigsten Werke steht in Haßmersheim. Nun hat sie ihren Namen geändert in „European Aerosols“.

1927 Erhält der norwegi- sche Ingenieur Erik Andreas Rotheim in Deutschland das Patent für „Verfah- ren und Vorrich- tung zumAussprit- zen oder Verteilen von Flüssigkeiten oder halbflüssigen Massen“ – die technische Grund- lage für die heutige Spraydose. QUELLE: AEROSOLVERBAND.DE

INFO European Aerosols am Standort Haßmersheim

1955 gegründet 500 Mitarbeiter

40.000 Farbtöne können in den Laboren gemischt werden 60 % Exportanteil

Mehr als 60 Millionen Spraydosen verlassen jähr- lich dasWerk in Haßmers- heim. Die Zielländer sind so vielfältig wie die Anwen- dungen.

european-aerosols.de

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