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Chancen und Herausforderungen des digitalen Wandels für die Internationale Jugendarbeit Der oben beschriebene Wandlungsprozess kann Einfluss auf die Gestaltung von Projekten in der Internationalen Jugendarbeit haben. Die folgende Gegenüberstellung skizziert, welche Chancen und Herausforderungen sich für Maßnahmen im außerschulischen Bereich ergeben. 2

HERAUSFORDERUNGEN

CHANCEN

Abbau von Teilnahmehürden Der Einsatz digitaler Medien bietet die Chance, dass bestimmte Teilnahmehürden abgebaut werden. Das können z. B. begrenzte zeitliche und finanzielle Ressourcen, Mobilitätsbeschränkun- gen durch Behinderungen oder aufgrund von Reiserestriktionen, einer schwierigen politischen Lage, Beschränkungen aufgrund des Aufenthalts- status oder fehlende Visa-Genehmigungen sein. Darüber hinaus können digitale Treffen einen sicheren Raum bieten, in denen sich die Jugendli- chen in einem ihnen vertrauten Setting, wie z. B. ihrem Zuhause, digital kennenlernen. Denn sozi- ale Interaktionen können für manche Jugendliche herausfordernd sein, vor allem wenn sie in einem ungewohnten Umfeld, wie etwa einem fremden Land, stattfinden. Einblicke in individuelle Lebensweisen Auf der anderen Seite ermöglicht die Teilnahme von zuhause aus niedrigschwellige Einblicke in die individuellen Lebensweisen der Teilneh- menden: Ohne an einen anderen Ort reisen zu müssen, kann ein Eindruck vom Alltag der Jugendlichen vermittelt werden – und sogar für alle nationalen Gruppen gleichzeitig, d.h. ohne großen zeitlichen Abstand. Dies kann von einer Live-Rundtour durch die eigene Wohnung bei einer Online-Session, bis hin zu einem vorprodu- zierten Follow-me-around reichen, bei dem die Teilnehmenden einen Tag lang ihren Alltag mit- hilfe einer Kamera festhalten. Online-Räume, die im Unterschied zu Begegnungen vor Ort einen „neutralen“, länderunabhängigen Ort darstellen, können außerdem die Chance bieten, den Fokus auf neue und diverse, kulturunabhängige Unter- schiede und Gemeinsamkeiten zu richten.

Neue Teilnahmehürden Durch den Einsatz von Online-Tools können neue Teilnahmehürden sowie Benachteiligungsformen entstehen. Ein Beispiel ist die Benachteiligung von Jugendlichen, denen keine oder eine wenig leistungsfähige Ausstattung zur Verfügung steht. Auch andere Rahmenbedingungen, wie eine instabile Internetverbindung oder ein fehlender Rückzugsort können dazu führen, dass Jugend- liche erst gar nicht an Projekten mit digitalen Elementen teilnehmen können oder im Laufe des Projekts aussteigen (müssen). Ein Lösungsansatz sind hybride Formate, bei denen die Jugendlichen gemeinsam mit den Teamer*innen in einem Raum sitzen (siehe Abschnitt „Formate“, S. 12). So ist sichergestellt, dass alle Teilnehmende einen gleichwertigen Zugang haben. Erschwerter interkultureller Austausch Das Eintauchen in andere Lebenswelten und ins- besondere das Kennenlernen anderer Kulturen kann im Online-Setting herausfordernd sein und muss gezielt organisiert werden. Hilfreich können in diesem Zusammenhang von den Teilnehmenden produzierte Filme oder Audio- aufnahmen sein, in denen die Jugendlichen ihr Land oder ihre Stadt vorstellen. Auch gemein- same Online-Kochabende, in denen länderty- pische Gerichte auf dem Speiseplan stehen, oder gemeinsame Filmabende mit Filmen aus der Heimat der Teilnehmenden können dieser Herausforderung entgegenwirken. Zugleich bieten diese Veranstaltungen Anlässe für infor- mellen Austausch zwischen den Jugendlichen. Besonders dieser informelle Austausch wirkt sich positiv auf das Knüpfen von Freundschaf- ten im Online-Setting aus, welches häufig als „unpersönlich“ wahrgenommen wird. Wie Sprachanimation digital den interkulturel- len Austausch fördert, stellt IJAB ausführlich in der Arbeitshilfe „Sprachanimation bei Online- Jugendbegegnungen“ dar. 3

2 Dieser Abschnitt beruht zum einen auf eine im Jahr 2021 veröffentlichte Expertise mit dem Titel „Veränderungen und Handlungs- bedarfe angesichts des digitalen Wandels Internationaler Jugendarbeit“, die auf Basis aktueller Diskurse Chancen und Heraus- forderungen für Jugendbegegnungen und Workcamps sowie Transformationsanforderungen an die Internationale Jugendarbeit systematisiert, s. Brüggen et al. (2021). Zum anderen wurden Ergebnisse aus dem ebenfalls 2021 erschienenen Artikel „Digitaler Wandel – Veränderungen und Handlungsbedarfe für die Internationale Jugendarbeit“ herangezogen: Koschei/Brüggen (2021). 3 https://ijab.de/bestellservice/sprachanimation-bei-online-jugendbegegnungen. S. auch S. 18 zum Thema Kommunikation in Online-Begegnungen.

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