Gestaltungsmöglichkeiten digitaler Internationaler Jugendarbeit – ein Überblick ZOOM, BigBlueButton oder doch etwas ganz anderes? Ein Tag, eine Woche oder mehrere Monate? Die Gestal- tungsmöglichkeiten digitaler Projekte sind zahlreich und können je nach Projektziel, Ressourcen sowie Förder- richtlinien variieren. Der folgende Abschnitt liefert einen Überblick darüber, wie digitale Projekte im Hinblick auf Formate, Angebotslänge, Einsatzformen digitaler Ele- mente, Endgeräte, Online-Tools und der Zusammenstel- lung des pädagogischen Teams aussehen können. Formate: online, hybrid, blended Je nach Anlage der Online- und Offlinephasen können di- gitale Projekte verschiedene Formate annehmen. Dabei können folgende Kategorien unterschieden werden: on- line, hybrid oder blended. Diese Unterscheidung ist als Definitionsvorschlag zu sehen und dient der ungefähren Einordnung von Projekten. Im aktuellen Diskurs werden die Begriffe unterschiedlich verwendet. Online Bei reinen Online-Formaten findet die gesamte Begeg- nung online statt. Das bedeutet, dass alle Teilnehmen- den online miteinander verbunden sind. Sie nehmen jeweils einzeln über ein eigenes Gerät an einem Online- Meeting teil bzw. beteiligen sich mittels verschiedener digitaler Tools. Beispiel: Alle Teilnehmenden aus den Partnerländern nehmen von unterschiedlichen Orten, einzeln und mit einem eigenen Gerät am Projekt teil. Hybrid Bei hybriden Formaten finden Online- und Offline-Aktivi- täten simultan statt, etwa wenn sich eine Jugendgruppe an einem Ort befindet und eine andere zeitgleich online von einem anderen Ort zugeschaltet wird. Als hybrid können zudem Formate beschrieben werden, bei denen einzelne Teilnehmende einer Gruppe online teilnehmen, während der Rest der Gruppe vor Ort teilnimmt. Beispiel: Jugendgruppe A befindet sich in einem Jugend- zentrum in Land A. Jugendgruppe B befindet sich in ei- nem Tagungshaus in Land B. Beide Gruppen sind über je ein Gerät online miteinander verbunden. Blended Bei Blended-Formaten wechseln sich Online- und Off- linephasen zeitlich ab. Die Online-Phasen können dabei unterschiedlich in die Projektstruktur eingebaut werden: vorgelagert, parallel oder nachgelagert. Die Bezeichnung „Blended-Formate“ ist angelehnt an das Lernmodell „Blended Learning“. Das englische Wort „blended“ ent- stammt ursprünglich der Genussmittelindustrie, in der verschiedene Sorten z. B. von Kaffee oder Tabak mitein-
ander vermischt werden, um ein anderes, verbessertes Produkt zu erhalten. (vgl. Stecher et al. 2019, S. 21.)
Beispiel: Ein Projekt mit zwei Partnerländern startet mit einer Online-Phase, bei der alle Teilnehmenden ein- zeln online miteinander verbunden sind. Anschließend erfolgt eine Offline-Phase, in der eine physische Begeg- nung aller Teilnehmenden in einem der beiden Partner- länder stattfindet. Es gibt jedoch auch Projekte, die sich keiner der beschrie- benen Kategorien zuordnen lassen, da unterschiedliche Formattypen miteinander verknüpft werden. Ein solches Projekt sieht z. B. wie folgt aus: Am Anfang erfolgen nati- onale Treffen in Präsenz, bei denen zwei Ländergruppen zu bestimmten Phasen online miteinander verbunden sind. Anschließend findet eine Präsenzbegegnung mit beiden Ländergruppen statt. Es werden also hybride Momente (Präsenz-Treffen mit Online-Zuschaltung der Partnergruppe) mit blended Elementen (Online-Phase am Anfang, Offline-Phase am Ende) verbunden. Projektdauer Durch den Einsatz digitaler Elemente in der Interna- tionalen Jugendarbeit kann sich die Projektdauer von Maßnahmen verändern. Auch hier gibt es vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. So sind eintägige Online- Kurzformate ebenso möglich wie die Ausweitung eines digitalen Projekts über mehrere Wochen und Monate hinweg. Auch bei der Anzahl von Treffen innerhalb die- ser mehrwöchigen bzw. mehr monatigen Maßnahmen sind verschiedene Optionen möglich: von einem länge- ren Online-Treffen im Monat bis hin zu beispielsweise täglichen, kürzeren Treffen innerhalb von zwei Wochen. Zu beachten ist, dass Prozesse im Online-Setting häufig länger dauern, z. B. durch technische Verzögerungen, Erklärungen zur Technik oder auch andere Dynamiken in Gruppenprozessen. Anders als im Offline-Setting kön- nen Wartezeiten, die für die Teilnehmenden entstehen, schwieriger mit informellen Gesprächen o.ä. gefüllt wer- den. Dies kann sich wiederum negativ auf die Motivation der Teilnehmenden sowie auf verschiedene gruppendy- namische Prozesse wie das Bilden einer Wahrnehmung als Gruppe auswirken. Dies ist bei der Konzeption eines digitalen Projekts zu berücksichtigen. Konzepte für Offline-Treffen können nicht eins zu eins in das Online-Setting übertragen werden. Viel - mehr sollten digitale Projekte von Anfang an als sol-
che konzipiert und online-spezifische As- pekte bedacht werden. Das kann z. B. bedeuten, Online-Termine kürzer als Offline-Termine anzusetzen und mit online-spezifischen, auflockernden und interaktiven Methoden zu gestalten (s. Gruppendynamik in digitalen Begeg- nungen).
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