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Gemeinnützigkeit und lokale Ver­ ankerung von virtuellen Workcamps Wie kann gemeinnütziges Engagement in virtuelle Pro- jekte eingebunden werden und wie kann ein solches Projekt an einen Projektort gebunden werden? Daran bissen wir uns alle die Zähne aus. Perfekte Ansätze ha- ben wir noch nicht gefunden, aber zumindest Beispiele, die in die richtige Richtung gehen:

In dem virtuellen Projekt wurde der Flyer „Jüdisches Aach“, der einen Überblick über historische und aktuel- le jüdische Orte in Aach bietet, ins Englische, Spanische und Französische übersetzt. Auf Vorschlag eines Teilneh- menden hin sollte zudem anhand alter Bilder aus dem Dorf eine interaktive Karte erstellt werden. Ein gemein- samer Kochabend per Videokonferenz bot zusätzlichen Raum zum Austausch und Kennenlernen. Der große Vorteil dieses Projektansatzes – dass die inter- nationalen Freiwilligen den Projektort und lokale Akteu- re kannten – stellte sich gleichzeitig auch als Nachteil he- raus. Zwar gelang es dadurch, punktuell auch engagierte Bewohner*innen von Aach mit einzubinden, gleichzeitig führte dies allen Beteiligten aber immer wieder vor Au- gen, dass virtuelle Treffen nur ein unzureichender Ersatz für Begegnung in Präsenz sind und nicht an die vergan- genen Präsenzprojekte heranreichen konnten. Für Clau- dia Thielen, Ortsbürgermeisterin von Aach, wurde dies in vielen Kleinigkeiten deutlich: „So wusste ich bspw. auch gar nicht, wie ich mich bei den Teilnehmenden am Ende für ihre Arbeit richtig bedanken kann“. Bei den vergange- nen Workcamps in Präsenz bildete oft ein interkulturel- ler Abend, bei dem Freiwillige und Dorfbewohner*innen gemeinsam kochten, feierten und Kontakte sowie klei- ne Andenken an das gemeinsame Projekt austauschen konnten, den Abschluss. In der virtuellen Situation schien dieser Moment der persönlichen Verabschiedung und Danksagung vergleichsweise kurz und distanziert. „Vorteil eines virtuellen Workcamps ist sicherlich, dass man sich wieder sehen kann und gemeinsam kleine Projekte anstoßen kann, die nachhaltig sind, wie beispielsweise die Überset- zung des Flyers. Leider hatten wir wenig Teil- nehmende, aber mehr Ergebnisse als erwartet, der Flyer wurde in drei Sprachen übersetzt und eine interaktive Karte mit Bildern aus Aach von früher und heute erstellt. Das gemeinsame Kochen hat allen großen Spaß gemacht.“ Beat Seemann (Gruppenleiter)

A. Virtual Workcamp Aach (IBG)

Überblick

Projektzeitraum und Ort Mai 2020, 4 Online-Treffen innerhalb von 8 Tagen à 2-4 Stunden pro Tag sowie individuelle Arbeit zwischen den Online-Treffen. Länder und Teilnehmende 6 Teilnehmende aus Deutschland und Mexiko, die den Ort Aach bereits aus vergangenen Work- camps in Präsenz kannten. Teilnehmende aus Estland, Japan und Italien sagten kurzfristig ab. Pädagogisches Team Betreuung/Begleitung durch die lokale Ortsge- meinde und Dorfgemeinschaft Aach und einen ehrenamtlichen Gruppenleiter. Digitale Tools Zoom, WhatsApp, Animaps.com (für die interakti- ven Karten, inzwischen nicht mehr verfügbar) Kurzbeschreibung des Projekts IBG organisiert bereits seit mehreren Jahren mit der klei- nen Gemeinde Aach bei Trier internationale Workcamps in Präsenz. Diese helfen dabei, lokale Infrastruktur zu verbessern und interkulturelle Impulse in den Ort zu bringen. Nachdem das für Frühjahr 2020 geplante Work- camp kurzfristig abgesagt werden musste, initiierten der ehrenamtliche IBG-Gruppenleiter der vergangenen Jahre und die Ortsbürgermeisterin im Mai 2020 in Koor- dination mit IBG ein virtuelles Projekt, zu dem alle inter- nationalen Freiwilligen vergangener Workcamps in Aach eingeladen wurden. Alle Teilnehmenden kannten damit den Projektort Aach und einzelne lokale Akteure bereits durch die vorangegangenen Präsenz-Workcamps. IBG versprach sich dadurch, die für ein Workcamp typische lokale Einbindung auch in den digitalen Raum übertra- gen zu können.

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