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Digitale Jugendarbeit als Hintergrund Dr. Niels Brüggen, Franziska Koschei | JFF - Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis Zum pädagogischen Einsatz von digitalen Medien in der Jugendarbeit bestehen vielfältige Konzepte und Ansatzpunkte. Um digitale Medien sinnvoll in die Internationale Jugendarbeit einbinden zu kön- nen, ist es hilfreich, sich einen Überblick zu verschaffen. Die folgenden Abschnitte sollen vor diesem Hintergrund Klarheit in den Begriffsdschungel zum Thema „Jugendarbeit mit und über digitale Me - dien“ bringen und wichtiges Hintergrundwissen bereitstellen. Ausgehend von Digitaler Jugendarbeit werden die Felder Medienpädagogik und Smart Youth Work vorgestellt.

Ziele der Digitalen Jugendarbeit Zunächst ist festzuhalten: Digitale Jugendarbeit verfolgt die gleichen Ziele und unterliegt den gleichen Wertvor- stellungen wie Jugendarbeit (vgl. Brüggen/Rösch 2022, S. 21.; vgl. European Commission 2018, S. 6.; vgl. YouthLink Scotland, o.S.). Jugendarbeit und Internationale Jugend- arbeit sind im Sozialgesetzbuch VIII (Kinder- und Jugend- hilfegesetz) der Bundesrepublik Deutschland gesetz- lich verankert und arbeiten nach den Grundsätzen der Kinder- und Jugendhilfe. Wichtige Grundprinzipien der Kinder- und Jugendhilfe sind unter anderem, dass jeder junge Mensch ein Recht auf Förderung seiner Entwick- lung und auf die Erziehung zu einer eigenverantwortli- chen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit hat. Vor diesem Hintergrund hat Jugendhilfe die Aufgabe junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwick- lung zu fördern und dazu beizutragen, Benachteiligun- gen zu vermeiden oder abzubauen (nach §1 SGB VIII). 1 Handlungsleitend ist demnach die Förderung von Ju- gendlichen in ihrer Entwicklung. Junge Menschen sollen zur Selbstbestimmung befähigt sowie zur gesellschaftli- chen Mitverantwortung und zum sozialen Engagement angeregt werden. Angebote knüpfen dabei an den Inte- ressen junger Menschen an und werden von ihnen mit- gestaltet und mitbestimmt (vgl. §11 SGB VIII). Durch den Einsatz und die Thematisierung von Technologien birgt Digitale Jugendarbeit dabei das Potenzial, Angebote noch zugänglicher und passgenauer zu machen. Digitale Jugendarbeit verfolgt zugleich Ziele, die sich di- rekt auf die Lebenssituation von jungen Menschen im digitalen Wandel beziehen. So zielt Digitale Jugendarbeit auf die Befähigung junger Menschen in folgenden Berei- chen ab:

» Aktives und kreatives Einbringen in der digitalen Gesellschaft

» Einschätzen der Risiken der Digitalisierung und damit fundierte und begründete Entscheidungsfindung

» Übernahme von Kontrolle über die eigene digitale Identität

» Ausdrücken der eigenen Meinung mit digitalen Mitteln

» Erschließen von neuen Mitteln zur Vernetzung, Zu- sammenarbeit und Beteiligung an der Gesellschaft.

» (vgl. YouthLink Scotland et al. 2019, o.S.)

Digitale Jugendarbeit und Medienpädagogik

Gerade das genannte Ziel, Jugendlichen Möglichkeiten zur kompetenten Teilhabe an einer vom digitalen Wan- del geprägten Gesellschaft zu eröffnen, verbinden Digi- tale Jugendarbeit und Medienpädagogik miteinander. Entsprechend gelten viele medienpädagogische Ansät- ze, bei denen mit Jugendlichen mit digitalen Medien ge- arbeitet wird auch als Beispiele für Digitale Jugendarbeit. Digitale Jugendarbeit beinhaltet jedoch auch Bereiche, die über die medienpädagogische Tradition hinausrei- chen (vgl. Brüggen/Rösch 2022, S. 21). Neben der För- derung von Medienkompetenz sind Themen relevant wie: digitale Infrastruktur (also Softwarelösungen für die pädagogische Arbeit), Ansätze zur Organisations- entwicklung sowie die professionelle Weiterentwicklung

1 Weitere Grundprinzipien sowie Aufgaben der Jugendhilfe gibt es unter https://www.bmfsfj.de/resource/blob/94106/40b8c 4734ba05dad4639ca34908ca367/kinder-und-jugendhilfegesetz-sgb-viii-data.pdf. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2020).

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