DOGStoday

Verhalten

3. 2022

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wurst, Käsewürfeln. Am Ende einigt man sich mit viel Glück auf ein spezielles Futter oder es wird gekocht, was dem Hundegaumen mundet. Unserem Ideenreichtum sind keine Grenzen gesetzt. Na, wer bewegt wen? Noch einmal zurück zu Maru: Seit er drei Jahre alt wurde, habe ich Rückenprobleme. Nein, nicht vom Leinengezerre, sondern von den sonderbarsten Schlaf- stellungen. Anfangs schlief Maru neben unserem Bett und irgendwann – er friert ja so leicht – durfte er halt mal kurz zum Aufwärmen mit unter die Decke. Beim Rausschicken schaute er so traurig und so begann der Kreislauf. Ich mach es kurz: Das Bett wurde für uns drei zu eng, also kauften wir ein größeres, was nichts brach- te, denn ich vergaß etwas Wesentliches, nämlich das Kontaktliegen. Jetzt haben wir ein sehr großes Bett und sehr viel Platz übrig, aber immer noch klebt mein Catahoula an mir und wenn ich auch nur einen Zentime- ter wegrutsche, hüpft er gekonnt hinterher. Weshalb ich ihn nicht rauswerfe, fragen Sie sich – völlig zu Recht? Weil ich es nicht kann. Es täte mir leid. Die Story geht sogar noch weiter. Denn morgens gegen sieben hat Maru Hunger. Ich würde schon noch einen klitzekleinen Mo- ment weiterschlafen wollen, aber wenn er fröhlich aus dem Bett springt und mich direkt anatmet, dann kann ich nicht liegen bleiben (zumal Ralf nicht geweckt wer- den soll). Also schleichen wir zwei aus dem Schlafzim- mer und es wird gefüttert. Was? Premiumkost mit wahl- weise Dosenfutter oder Gekochtem und ja, die

eine Win-win-Situation und somit tut es nicht weh. Mit dem ganz korrekten Bei-Fuß-Gehen, das am Ende für volle Punktzahl sorgt, geht meist ein „Schulter auf Knie- höhe“ einher und je enger am Bein, desto besser. Für den Hundesportler, der das eine vom anderen, also den Sport vom Alltag zu trennen vermag, ist das okay. Nun neh- men wir aber Frau Schmidtmüller mit ihrem Genowin, die schon im normalen Leben ihre mittelgroßen Prob- lemchen mit dem Pubertier hat. Der soll Frau Schmidt- müller nun auf Wunsch auf dem Trainingsgelände eng bedrängen und im Alltag könnte es passieren, dass er dann auch den Weg vorgibt und schiebt. Wenn ich mit Kunden gehe, erlebe ich immer wieder, dass wir, wenn der Hund links geführt wird, links am Weg beginnen und ich dann irgendwann rechts Richtung Hecke manö- vriert werde, weil der Hund schiebt und schiebt. Ohne dass der Mensch es merkt. Na, wer bewegt wen? Ebenso gängig ist der Gang zur Terrassentür: Bei Welpen oder auch älteren Neuzugängen freuen wir uns über jedes Anzeichen von „Ich muss mal“, damit nichts auf dem Tep- pich landet. Schwupps, wird zur Tür gerannt, um ein Malheur im Haus zu vermeiden. Irgendwann, nach eini- gen Wiederholungen, kann sich das Verhalten bei dem einen oder anderen verselbstständigen, denn wenn es mal so richtig langweilig ist, weil Frauchen wieder nur am Computer sitzt, dann könnte man doch mal probie- ren, was passiert, wenn Hund gen Tür huscht. Aha, Auf- merksamkeit, funktioniert. Und schon befinden wir uns in einem Hamsterrad des Sich-bewegen-Lassens – meist, ohne es zu merken, denn natürlich wird draußen auch kurz mal das Beinchen gehoben. Zack, manipuliert, um dieses Wort doch einmal zu nutzen. Ich habe eine Kundin, deren Hund es bereits auf die Couch geschafft hatte und dann irgendwann anfing, es dem Menschen so unbehaglich zu machen, dass dieser das Sofa verließ und den Platz auf dem Sessel einnahm. Als der Mensch es merkte und seinen Platz zurücker- obern wollte, führte das bei dem 18 Monate alten Rüden mitten in der Werdephase zu einer kleinen Komplikati- on, indem er sie anknurrte – und schließlich zum ersten Date mit mir als Hundetrainerin. Beim Thema Futter er- leben wir ebenfalls häufig, dass Seppl, Lilly & Co. unsere Pläne durchkreuzen. Wie oft bekommen Tierheime ange- fangene Premiumfuttersäcke gebracht, weil Seppl dieses ablehnt. Wie, Seppl weigert sich, etwas zu fressen? Dem kann man nicht kommen mit „Denk mal an die armen Hunde in Indien, die wären froh über so wertvolle Kost“. Erst kommt der Versuch des Austauschens, dann der des Verlängerns – meist mit Dosenfutter, Öl, Kalbsleber-

››Hunde müssen nicht im Bett schlafen und sie können auch mal eine Stunde länger auf ihr Futter warten. Versprochen!‹‹

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