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Rasseporträt

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Menschen. „Sie brauchen Körperkontakt“, sagt Rodrigo Pinto. Und: Sie brauchen eine Aufgabe. Egal was. Appor- tieren, schnüffeln oder suchen. Agility, Flyball, Obe- dience. Egal. Im Idealfall spielt Wasser eine Rolle, doch das sei kein Muss, versichert Pinto. Früher verbrachten die Hunde fast ihr gesamtes Leben beim selben Fischer. Der wiederum sparte einen Teil seines Verdienstes als Rente für den Hund. Sobald er zu alt war für die Arbeit auf dem Boot, kam er in die Ob- hut eines Dorfbewohners. Hin und wieder sah das eins- tige Herrchen nach dem Rechten. Ging es dem Hund gut, durfte der Pflegende das Geld behalten. Doch da die Fi- scher ihre Hunde weder verkauften noch züchteten, war die Rasse Ende des 19. Jahrhunderts beinahe verschwun- den. Dass es heute mehr als 10.000 Porties weltweit gibt, ist vor allem Vasco Bensaúdes Eifer zu verdanken. Der Geschäftsmann und Philanthrop setzte sich in den 1930er-Jahren für den Erhalt der Rasse ein. Mit einem Fischer tauschte er angeblich eine Angel gegen einen PWD – und kam so zu Leão, zu Deutsch: Löwe. Mit dem wurde so intensiv gezüchtet, dass heute etwa die Hälfte aller Zucht-Porties von ihm abstammen. Den jüngsten Hype erlebte die Rasse, als sich die Familie von Barack Obama während dessen Amtszeit als US-Präsident zwei PWDs ins Weiße Haus holte – Bo und Sunny. „Das tat der Rasse nicht gut. Sie wurde zum Fashion-Statement und viele Leute züchteten, ohne sich damit auszuken- nen“, sagt Pinto. Inzwischen ist der Boom vorbei. Die Leute wollen einen Portie nicht mehr wegen Obama – sondern weil es ein Portie ist. Gegen Ende des Besuchs schweift Pinto ab. Er- zählt von seinen eigenen Erfahrungen und berichtet so manche Anekdote. So schwammen Porties eineinhalb Tage bis an die marokkanische Küste, nachdem ihr Boot im Atlantik gesunken war. Als sich ein wohlhabendes US-amerikanisches Pärchen, dem Pinto einen Welpen vermittelte, trennte, wollte der Mann den Hund um je- den Preis behalten – und war bereit, seiner scheidenden Frau einen Katamaran, zwei Apartments in New York, eine riesige Farm in Colorado und fünf Millionen in bar zu vermachen. Und ein anderer PWD-Besitzer soll einem Interessenten versprochen haben: Du bekommst meinen Hund, wenn ich im Lotto gewinne. Kurz darauf hatte der eine den Jackpot geknackt und der andere einen Portie daheim. Was davon tatsächlich stimmt, bleibt unklar. Aber so ist das mit dem See- mannsgarn – und einem Hund, der so sehr ins Wasser gehört wie wohl kein anderer.

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