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Unterwegs

Sennhund-Mischling, neun Jahre alt. Es war Liebe auf den ersten Blick. Mittlerweile wohnte ich im ländlichen Saarland, und es machte mir überhaupt nichts aus, mit Luna durch die umliegenden Wälder und Wiesen zu streifen. Auch wenn es draußen dunkel, nass, kalt und stürmisch war. Im Gegenteil: An einem ungemütlichen November-Nachmittag mit dem Hund eine Runde zu drehen ist eine wunderbare Natur-Erfahrung. 2018 starb Luna. Die traurigen Augen, als sie – die stets unermüd- lich und mit großer Freude die längsten Wandertouren mit mir unternommen hatte – sich nicht mehr vom Fleck bewegen konnte und eingeschläfert werden muss- te, diese traurigen Hundeaugen werde ich niemals vergessen. Ich kann mich nicht erinnern, um einen Men- schen jemals so geweint zu haben wie um Luna. Werbephase um die perfekte Pfote Dann Trauerphase. Luna war so einzigartig, dass an einen nächsten Vierbeiner zunächst nicht zu denken war. Als der Wunsch nach einem neuen Hund immer stärker wurde, war die Pandemie im vollen Gange. Tja, gar nicht so einfach, den Hunde-Wunsch zu erfüllen. Die Tierheime leer gefegt, jeder wollte Gassi gehen, denn das war (fast) das Einzige, das als Freizeitmöglichkeit er- laubt war. Meine Frau verliebte sich in einen Welpen einer niedersächsischen Züchterin. Der musste es sein. 73 Online-Anfragen gab es auf den Hund, wir durften nach Niedersachsen fahren, um den Hund zu sehen. Erst vor Ort, nach 550 Kilometer Autofahrt, wurde mir klar, dass noch gar nichts fix verabredet war. Das war erst das Vorstellungsgespräch, eher eine Art Verhör. Das Prozedere erinnerte daran, wie früher junge Männer beim gestrengen Herrn Papa um die Hand der Tochter anhielten. Wie sind denn die finanziellen Verhältnisse? Ist ein Haus mit Garten (hoch genug umzäunt) vor- handen? Ist immer jemand im Haus? Schnell war klar, wir bekommen Mulan, Hurra! Enthusiastisch gestimmt 550 Kilometer zurück ins Saarland, vier Wochen später wieder zweimal 550 Kilometer die Strecke hin und zu- »Charmantes Wandern zaubert ein Lächeln ins Gesicht« Genau so steht es in Schillers „Wilhelm Tell“: Durch diese hohle Gasse muss er kommen, der Hund, es führt kein and’rer Weg nach Küssnacht

M ein Hund heißt Mulan. Ja, genau so wie die mu- tige chinesische Prinzessin aus dem Disney- Blockbuster. Bekanntlich sucht ja der Züchter die Namen der Hunde aus, und bei meinem reinrassigen Collie war eben das „M“ dran. Besser als „Q“ oder „X“. Kurz zu meiner Hundemensch-Geschichte. Jahrzehnte- lang hatte ich dem Bitten und Flehen meiner Kinder aus erster Ehe widerstanden - ein Hund kommt mir nicht ins Haus! Zwei Katzen, okay. Mein Argument: Ein Hund, mit dem muss man regelmäßig Gassi gehen. „Das übernehmen doch wir!“, schworen meine Töchter. Wenn das Kinder behaupten, die sich Hunde als eine Art lebendiges Spielzeug wünschen, ist das ungefähr so glaubwürdig wie Der-tut-nichts-der-will-nur-spielen- Sätze. Mir war klar: Wenn die dunkle Jahreszeit kommt, draußen wird es nass, kalt und stürmisch, dann ist es mit der kindlichen Gassi-Begeisterung vorbei, dann muss der Papa ran. Der wandert doch so gerne. Ja, aber nicht durch die Straßen von Köln-Ehrenfeld. Vor zwölf Jahren überraschte mich dann meine zweite Frau mit Luna, einem Border-Collie/Berner

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